Abhängigkeit im Alltag: Abos, Internet und Drogen

Abhängigkeit

Bist du von irgendetwas abhängig? So ganz allgemein gefragt?

Sicherlich!

Das müssen jetzt nicht zwangsweise Drogen sein oder das Internet. Das kann alles sein. Und mit solch einer Abhängigkeit von solch unschuldigen Menschen, wie du es einer bist, ja damit lässt sich gut Geld verdienen.

Geschäftsmodell: Abhängigkeit

Was erstmal klingt wie eine illegale Praktik, die hauptsächlich von Drogendealern verwendet wird, ist tägliches Business und essentieller Bestandteil des Kapitalismus.

Gut, bei vielen Drogen funktioniert das einfach besser und schneller, aber das heißt ja nicht, dass das nicht auch mit anderen Dingen gut funktionieren kann. In unserer legalen Welt werden dafür hauptsächlich Demos, Testversionenen und Kostenlose Probe-Abos verwendet.

Anscheinend hat sich die höchste Effektivität ab mindestens 30 Tagen bewahrheitet. Außerdem eine häufig gebräuchliche Einheit: 30 Tage = 1 Monat: Allerdings leben die meisten Menschen sowieso von Woche zu Woche, sodass wir eher von über 4 Wochen ausgehen müssten und das ist für den gemeinen Bürger schon echt lange.

Auch wenn wir effektiv vielleicht nur ein paar Tage dieses Abo wirklich wahrnehmen. Rechenbeispiel: 30 Tage das sind 720 Stunden. Wir beziehen zur Vereinfachung die Durchschnittszahlen der Zeitverwendung in Deutschland. Ihr könnt diese HIER beim Statistischen Bundesamt nachlesen.

Den Durchschnittszahlen nach bekommen wir eine volle Schippe Schlaf jeden Tag, also 8,4 Stunden. Das sind dann 252 Stunden die wir schlafen. Bleiben uns noch 468 Stunden für das Testen. Wenn wir jetzt noch arbeiten, sind das nochmals (inklusive unbezahlte Arbeit) 47,04  Stunden pro Woche und somit weitere 188,16 Stunden die wir nicht für unseren Test haben. Bleiben noch 297,84. Dann kommen noch solche Dinge wie Essen, Körperpflege und Soziales dazu, die mit 151,2 Stunden draufschlagen. Bleiben 146,64 Stunden freie Zeit zum Testen.

146,64 Stunden! Dann bleiben von 30 Tagen gerade mal knapp 6 Tage übrig!

Aber mal ehrlich, dann haben die meisten von uns ja sicherlich noch ein Hobby und gehen zum Sport oder verharzen mal einen Abend vor dem Fernseher. Und ehe wir uns versehen ist die Zeit auch schon wieder um. Richtig getestet haben wir da eigentlich nicht.

Dennoch ist es das Ziel, dass wir uns innerhalb der 30 Tage so an das Produkt gewöhnen, dass wir es nicht mehr missen wollen. Oder aber wir wollen es einfach noch mal ein bisschen länger Testen. Auch das funktioniert. Das muss zwar nicht gleich Abhängigkeit bedeuten, aber auch das wird versucht: Uns in die Abhängigkeit zu treiben.

Premium Beispiel hier: Spotify #punintended

30 Tage testen, mit allen Funktionen. So viele Songs skippen wie wir wollen, Songs runterladen, keine Werbung und so weiter und so fort.

Ich kann mir gut vorstellen, dass wenn man einmal diesen Garten Eden des Musikstreamings betreten hat, nicht mehr herausgehen möchte. Jedenfalls nicht freiwillig. Die gratis Variante erscheint uns dann gleich wie eine Strafe.

Für den Anbieter ist es natürlich gut, wenn wir uns schon nach der Testversion so fühlen, denn wenn wir dann erst einmal damit begonnen haben für den jeweiligen Dienst zu zahlen, dann haben wir bereits einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Denn auch damit möchten wir nicht mehr aufhören. Wir haben uns ja sogar schon entschieden dafür zu zahlen, wie sollen wir aus dieser Nummer wieder herauskommen?

Da sind dann auch so moderate Preissteigerungen von wenigen Euro kein Grund, um den Garten Eden wieder zu verlassen. Außerdem ist das die Strategie vieler Unternehmen: Den Konkurrenten so lange unterbieten, bis man selbst Marktführer ist und der oder die Konkurrenten am besten aufkaufen kann oder diese selbst das Handtuch werfen. Wenn man das geschafft hat, sind bereits viele Kunden abhängig und man kann dann, langsam aber sicher seine Preise wieder anheben.

Handy- und Internetabhängig

Oder aber das ganze passiert in Form von Daten und Werbung. Bei jedem weiteren Update deiner Lieblingsapp kommt dann eine Erlaubnis, die wir erteilen müssen, hinzu. Und somit händigen wir immer mehr unserer Daten aus, die der Hersteller der App dann weiterverkaufen kann. Gut, das muss ja nicht zwangsweise so sein, aber das ist, was wir uns doch alle denken, richtig?

Okay, mal angenommen, dass es nicht unsere Daten sind, mit welchen der Hersteller Geld scheffelt. Dann muss es Werbung sein! Und da werden dann geschickt Endlos-Feeds erstellt in welchen wir uns über Stunden hinweg verlieren können. Und jeder zehnte oder 15. Post ist Werbung. Das macht sich in den Zahlen des Herstellers sicherlich gut, wenn man so und so viele Impressionen für nur eine Werbeanzeige hat.

Was diese beiden Sachen jetzt noch mit Sucht zu tun haben? Ja das habe ich schon mal in einem anderen Beitrag beschrieben. Diesen könnt ihr HIER lesen!

Zur Abhängigkeit erzogen

Abhängigkeit stellt somit eine langfristige Unternehmensstrategie dar, welche besonders bei Softwareherstellern beliebt ist. Diese subventionieren beispielsweise ihre Software für Universitäten, sodass die Studenten lernen mit dieser Software umzugehen. Nicht nur, dass die Studenten, sobald sie den Abschluss erlangt haben, weiterhin auf diese Software angewiesen sind, nein, auch durch mehrere Generationen dieser Studenten lässt sich die Software somit als Industriestandard etablieren.

Sobald dies der Fall ist, kann der Spieß umgedreht und die Subventionen ausgesetzt werden. Die Universitäten werden durch den nun etablierten Industriestandard dazu gezwungen, diese Programme anzuschaffen, um die Studenten für den späteren Beruf optimal vorbereiten zu können.

Es folgt also:

Abhängigkeit bringt Geld

Drogenabhängig

Das gibt es aber auch bei anderen Produkten.

Und dabei meine ich nicht nur Drogen. Das kann auch genauso gut mit kleiner Dingen passieren. Allerdings muss der kluge Kapitalist dabei bedenken, dass der Kunde dabei keinen „neuen Fix“ braucht, wie das bei Drogen häufig der Fall ist. Es bleibt hierbei auch das physische Verlangen aus, welches sich beispielsweise bei Tabak in Form von zittrigen Händen und notwendiger Beschäftigung von Mund und Fingern äußern kann. Man muss ihn also irgendwie anders dazu bringen, wieder zu kaufen.

Und was machst man dann da? Ganz einfach: man designt das Produkt so, dass es schneller kaputt geht. Allerdings musst man dabei aufpassen, dass es nicht zu schnell kaputt geht, sodass der Kunde wieder kauft.

So etwas nennt sich dann geplante Obsoleszenz. Ihr findest dazu auch ein Kapitel in dem Buch „Die vollkommene Gesellschaft“.

SO muss das Produkt sein! So funktioniert auch Primark. Billige Produkte, die schnell kaputt gehen, sodass wir dort wieder kaufen. Gut, eigentlich sind die Produkte doch teuer, weil wir damit auch ein Teil unserer Seele an dieses schreckliche Unternehmen mit ihrem ausbeuterischen Verhalten verscherbeln, aber irgendwie können wir uns, egal wie wir uns drehen und wenden, sowieso nicht so richtig davor bewahren. Aber die Geschichte erzähle ich vielleicht ein ander Mal.

„Was für eine Sucht ist das denn?“ fragt ihr euch.

Na ja, es ist wie gesagt weniger eine Sucht als mehr die Abhängigkeit. Ich weiß, dass Suchtexperten und Psychologen etc. da auf den Unterschied der beiden Begrifflichkeiten beharren. Ich meine der Unterschied besteht darin, dass Sucht psychologisch und Abhängigkeit auch physisches beinhaltet. Korrigiert mich bitte, wenn ich da falsch liege.

Die Lösung

ist einfach. Gar nicht erst solche Probe- und Testversionen ausprobieren, wenn wir uns nicht vorstellen können später auch dafür zu bezahlen. Wir müssen bei solchen Aktionen streng mit uns sein und das Programm oder den Dienst auch wirklich nur Testen und ausprobieren.

Es hat durchaus etwas Gutes, dass wir ein paar Sachen einfach mal ausprobieren können, um zu gucken, ob das wirklich den eigenen Vorstellungen und Anforderungen entspricht. In dieser Hinsicht sind solche Test- und Probe-Abos wundervoll.

Es ist verlockend für 30 Tage das Premium-High-Life zu leben. Leider funktioniert „fake it till you make it“ in dieser Hinsicht nicht. Nicht jedes Abo ist gleich WinRAR mit seiner unendlichen Testversion.

Es läuft meistens eher so: Erst Gratis, dann Premium-Test und dann Abhängigkeit.

Ein klassisches Schema.

Wir können quasi nicht mehr ohne Leben, wenn wir einmal vom Paradies gekostet haben.

Gleiches gilt auch für den ewig währenden Kreis des Kaufens und Wegwerfens. Auch hierbei gilt: Gar nicht erst reingeraten.

Mehr „hilfreiche“ Tipps kann ich hier leider auch nicht geben. Außer, dass ihr nächste Woche wieder reinschauen solltet!

Vielen Dank fürs Lesen und

bleib auf UMWEGN!

P.S.: Jetzt hab ich’s fast vergessen:

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„Smoking“ Photo by Evan Phillip

„Woman with Phone“ Photo by Rawpixel

„Pills“ Photo by freestocks.org

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Von UMWEGN

Seit 2016 schreibe ich nun auf UMWEGN. Das alles startete in Begleitung zu meinem Buch und mehr als ein Experiment. Mittlerweile möchte ich das Buch, den Blog oder den Podcast nicht mehr missen. Auf UMWEGN geht es um Gesellschaft, Kommunikation, Selbstentwicklung und hin und wieder um philosophisches. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

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