Leidest du an FOMO?

Fear of missing out: Süchtig nach dem Handy Smartphone

Und wie häufig habt ihr euer Smartphone in der Hand am Tag?

Wie oft seid ihr auf Facebook, Instagram, Snapchat?

Loggt ihr euch dort überhaupt noch aus oder seid ihr immer angemeldet und bereit zum Liken, Posten, Teilen?

Die Situation

Kennst ihr das? Ihr macht etwas mit Freunden aus, beispielsweise einen Abend in einer Bar, aber dann bekommt ihr eine Einladung zur Party des Jahres und wisst ganz plötzlich nicht mehr, was ihr an dem Abend jetzt machen sollt. Ihr sitzt regelrecht zwischen den Stühlen und könnt euch nicht entscheiden. Eigentlich würdet ihr gerne beides machen, aber genauso ungern würdet ihr eines der beiden Events absagen.

In so einer Situation verspüren wir die sogenannte „Fear of missing out“ (dt. Angst etwas zu verpassen) oder kurz FOMO (seit 2013 im Oxford Dictionary). Diese gibt es schon seit langer Zeit, denn auch damals, vor der Entstehung des Internets, wollte man vielleicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen – wortwörtlich. Allerdings wird dieses Phänomen in unserer heutigen, digitalen Welt mehr und mehr verstärkt. Das ständige „connected sein“ auf diversen Socialmedia-Plattformen schürt diese Angst mit jedem weiteren Post von Freunden und Bekannten.

Ganz schnell findet ihr dann die Bilder von der Party des Jahres in eurem Facebook-Feed. Alle sehen so glücklich aus und die Party war wohl tatsächlich ein unglaublicher Erfolg. Ihr hattet zwar Spaß mit euren Freunden in der Bar, aber so eine Party wäre auch echt cool gewesen. Ihr habt diese Party also verpasst und eure Angst wurde bestätigt.

Damit so etwas nicht nochmal passiert, versucht ihr eure Termine besser zu planen. Hilfreich erscheint euch dann auch einfach immer häufiger online zu sein und alle möglichen Benachrichtigungen anzusehen und so nichts zu verpassen.

Aber auch, wenn eure Freunde über ein Video reden, welches sie im Internet gesehen haben, ihr dieses aber nicht kennt und somit nicht mitreden könnt, habt ihr etwas verpasst. Da ihr das nächste Mal dann mitreden wollt, versucht ihr alle Videos die aktuell sind, wie ein Schwamm aufzusaugen. Dabei geht viel Zeit verloren und auch konzentriertes Arbeiten wird immer schwerer. Viel zu groß ist die Angst, nicht mehr Bescheid zu wissen und nicht mitreden zu können. Das Smartphone findet nur selten den Weg in die Tasche oder gar in den Flugmodus.

Das Problem heißt FOMO

Fear of missing out: Süchtig nach dem Handy Smartphone

Social Media ist per se nichts schlechtes. Es kann auch hilfreich sein, um mit Menschen in Kontakt zu bleiben. Immer häufiger wird Social Media auch als Marketing Strategie verwendet und scheint sehr effektiv zu sein. Wahrscheinlich habt ihr auch diesen Text über einen meiner Social Media Kanäle gefunden!

Jedoch sind wir heutzutage einer immer größeren Flut an Informationen ausgesetzt. Eine kleine Übersicht, wie viele Dinge in einer halben Minute gepostet werden, findet ihr hier:

Quelle: Visually

All diese Postings und Uploads wollen ja auch von jemandem gelesen und gesehen werden. Um unserer Angst nicht zu erliegen, beschäftigen wir uns mit einer Menge dieser Postings und das teilweise sogar mehrere Stunden am Tag! Manchmal sogar mit mehreren Geräten gleichzeitig. Beispielsweise läuft der Fernseher während ihr auf dem Smartphone in euren diversen Feeds scrollt.

Die Ursache

Aber warum machen wir das alles? Nur damit wir mitreden können?

Die Wirtschaftswoche schreibt, dass die Ursache von FOMO die Bedrohung von vier unserer acht Grundmotive sei. Diese Motive sind:

  1. Das Anschlussmotiv und die dahinterstehende Angst, aus der Herde ausgeschlossen zu werden. (Verlustangst)
  2. Das Motiv der Anerkennung, welche wir oft zu befriedigen versuchen, indem wir Erwartungen erfüllen, also mitreden, schnell reagieren, Einladungen, Optionen und Angebote wahrnehmen. (Angst vor Ablehnung)
  3. Das Sicherheitsmotiv: Das uns alle innewohnende Bedürfnis nach Sicherheit wird vermeintlich befriedigt, indem wir möglichst viele Eisen im Feuer haben. (Angst vor Schaden)
  4. Das Motiv der Kontrolle: Wenn ich überall ein bisschen beteiligt bin, meinen wir den Überblick und damit die Kontrolle zu haben. (Angst vor Kontrollverlust)

Ich bin auch schon Opfer von FOMO geworden. Das ist auch ganz normal und alltäglich. Damals in der Schule hatte ich diese ganzen Videos auf Facebook satt und habe meinen Account kurzerhand gelöscht. Anfangs war es ganz schwierig mit ein paar Leuten über andere Dinge zu reden, als über dieses oder jenes Video. Aber allmählich pendelte sich das ein.

Doch dann kam die Uni. Da dort sehr viel über Facebook läuft und hier und da einige Events angeboten werden, von welchen anderswo nicht die Rede ist, habe ich mich dort wieder angemeldet. Ich selbst habe das Gefühl, dass ich seit meiner Wiederanmeldung dieses soziale Netzwerk privat deutlich weniger nutze als davor. Das könnte aber auch mit dem Altersunterschied zusammenhängen.

Richtig gefährlich wird FOMO erst, wenn es zu extremen Verhalten führt, wie etwa dem ständigen online sein, Nervosität bei langer Handyabstinenz oder auch zwanghaftem Posten von allem. FOMO ist kein offiziell anerkanntes Krankheitsbild und somit gibt es auch keine offiziellen Symptome. Die oben beschriebenen gelten aber allgemein als akzeptiert.

Weiterhin können auch Depressionen die Folge davon sein. Der ständige Konsum von übertriebener Selbstdarstellung von Freunden auf z.B. Instagram kann auf Dauer unglücklich machen. Dann schnellen einem Fragen in den Kopf wie: „Warum haben die immer so viel Spaß und ich sitze nur zuhause rum?“, „Warum wurde ich nicht auch eingeladen?“ oder „Wieso erreichen alle Menschen was und nur ich nicht?“.

Die „Behandlung“

Wie schaffen wir es nun uns FOMO zu bekämpfen?

Stichwort „Digital Detox“. Ok, an dieser Stelle hätte ich nie gedacht, dass ich mal etwas über dieses Thema schreiben werde, aber anscheinend gibt es um diesen elenden Trendbegriff kein drumherum.

Digital Detox, also digitale Entgiftung, ist auch eigentlich nichts anderes, als der aktive Entzug von hauptsächlich sozialen Medien. Sprich einfach mal bewusst das Handy weglegen oder sich beispielsweise aus Facebook ausloggen. Wenn FOMO bei euch aber schon sehr fortgeschritten ist, kann das auch echt mal anstrengend sein. Solch ein aktiver Entzug verlangt einen Haufen Disziplin. Durch die wachsende Verbreitung von FOMO, beziehungsweise Menschen die sich davon belastet fühlen, sind sogar schon ganze Businesses im Digital Detox-Bereich entstanden. Zahlreiche Kurse und Seminare sind schon buchbar. Sogar Wochenenden in der Natur werden angeboten. Teilnehmer berichten während diesen Kursen sogar von „Phantom Vibrationen“ in der leeren Hosentasche.

Ob diese Kurse allerdings auf lange Sicht effektiv sind und, ob die Symptome nachlassen, ist mal wieder dahingestellt. Da das Phänomen in diesem Ausmaß noch sehr jung ist, gibt es noch keine Langzeitstudien dazu.

Ich denke, das ganz essentiell auch die eigene Reflexion ist. Wir müssen uns bewusst machen, ob wir diese oder jene Information wirklich brauchen, ob es sich lohnt eine halbe Stunde durch den Facebook-Feed zu scrollen oder, ob wir uns auch selbst zu viel Angst machen und Menschen in unserem Umfeld tatsächlich gar nicht so viel über die Dinge aus den sozialen Medien sprechen. Erst einmal Prioritäten setzen und anhand dieser die Informationen zu sortieren, erscheint mir als erster Schritt in die richtige Richtung. Es gestaltet sich allerdings auch als schwer dies permanent mit all der Menge an Informationen zu tun. Ein Versuch ist es allerdings wert.

So und jetzt zum Abschluss noch in eigener Sache. Habt keine Angst meine nächsten Blogeinträge zu verpassen, ihr könnt mir einfach auf Facebook, Instagram, Twitter und/oder natürlich per E-Mail folgen! Dann verpasst ihr auch nichts! 😉

Vielen Dank fürs Lesen und

bleibt auf Umwegn!

Nachtrag

Passend zum Thema die Onlinestudie von ARD/ZDF. Darin wird u.a. gezeigt, dass die Internetnutzung jährlich steigt, was sich teilweise auch durch FOMO erklären ließe. Alles Weitere könnt ihr hier nachlesen.

Wenn ihr noch gerne weiterlesen möchtet, findet ihr hier weiterführende Literatur(englisch):

Computers in Human Behavior
Volume 29, Issue 4, July 2013, Pages 1841-1848

Quellen:

Photo by Becca Tapert

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Von UMWEGN

Seit 2016 schreibe ich nun auf UMWEGN. Das alles startete in Begleitung zu meinem Buch und mehr als ein Experiment. Mittlerweile möchte ich das Buch, den Blog oder den Podcast nicht mehr missen. Auf UMWEGN geht es um Gesellschaft, Kommunikation, Selbstentwicklung und hin und wieder um philosophisches. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

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