Was hat Mehrwert in unserer Gesellschaft?

Münzen auf dem Tisch stehend.

Warum muss uns heutzutage immer alles Mehrwert liefern?

Ich bin letztens über dieses Zitat aus dem Film „Dead Poets Society“ / „Club der toten Dichter“ gestolpert.

And medicine, law, business, engineering, these are noble pursuits and necessary to sustain life. But poetry, beauty, romance, love, these are what we stay alive for. 

John Keating, Dead Poets Society (1989)

Der hat mich zum Grübeln angeregt. Sind Poesie, Schönheit, Romantik und Liebe wirklich die Dinge für die wir am Leben bleiben, bzw. weshalb wir selbiges nicht beenden?

Mehrwert – Mehr Wert

Münzen auf dem Tisch stehend.

Ich hab eher das Gefühl, dass wir es genau anders herum ist, als in diesem Zitat. Dass Medizin, Recht, Geschäft (wohl eher BWL) und Ingenieuerwesen Dinge sind für die wir am Leben bleiben. Und dass Poesie, Schönheit, Romantik und Liebe noble Bestrebungen sind.

Weshalb?

Weil

  • es immer häufiger heißt: Diese Person lebt für die Arbeit.
  • wir uns mit unseren Abschlüssen und Errungenschaften profilieren „müssen“ und wir uns selbst schlecht machen, wenn wir etwas davon nicht erreichen.
  • wir nicht nur unser Leben erhalten wollen, sondern stets nach mehr und mehr streben und infolgedessen immer mehr arbeiten müssen um es zu finanzieren.

Ach so ja und, weil diese poetischen, schönen, romantischen und liebevollen Dinge nicht mehr wertgeschätzt werden.

Wir machen die Dinge zwar oder nehmen sie wahr, fragen uns dann aber genau in diesem Augenblick: was hat das für einen Wert für mich?

Und wenn wir diese Frage dann mit „keinen“ beantworten, dann streichen wir dieses Ding aus unserem Leben und nehmen es nicht wieder auf.

In Zeiten der anhaltenden Selbstoptimierung ist es eben nicht mehr einfach für solch „wertlose“ Dinge in unserem Highspeed-Leben zu bestehen. Sie bringen uns einfach nicht weiter. Oder wann habt ihr schon mal Goethe Zitiert und es hat euch wirklich weiter gebracht im Leben?

Ist mir selbst jetzt auch eher seltener passiert. Natürlich freue ich mich jedes Mal wenn ich ein Buch lese und die Anspielungen, die Zitate oder die Sachverhalte, die ursprünglich aus einem anderen Buch, welches ich bereits gelesen habe, stammen, wiedererkenne.

Aber so im Leben… hat mich das wirklich eher weniger weitergebracht.

Andere Zeiten, andere Sitten

Vor einigen Jahren hingegen konnte man als belesener Dichter und Denker noch richtig viel Erfolg haben. Da waren Dichtungen einfach der heiße Scheiß und jeder hat sie gelesen, die Dramen angesehen und sich an ihnen ergötzt. Und nicht nur an der Poesie selbst, sondern an der durch sie dargestellten Romantik, Schönheit und Liebe. All diese Dingen konnte man darin finden.

Kein Wunder war sie damals so erfolgreich.

Doch was hat sich an der Poesie verändert?

Gute Frage. Ich kenne keine zeitgenössische Poesie. Ich nehme aber mal stark an, dass sich an der zeitgenössischen Poesie eher wenig verändert hat. Vielmehr hat sie schlichtweg ihren Stellenwert verloren, als der Konsum von Leichterverdaulicherem in den Vordergrund rückte. Fernsehen und so….

Wir sitzen nun mal vor der Flimmerkiste und lassen uns berieseln. Angeblich zeigt unser Gehirn auch weniger Aktivität beim Fernsehen als beim Schlafen. So „einfach“ ist dieses Medium.

Was läuft gerade?

Es hat nun also doch nichts mit dem Mehrwert zu tun. Schließlich bringt uns der Serienmarathon von „The big bang theory“ auch nicht weiter im Leben.

Oder?

Wenn wir uns mit kontemporären „Kulturgütern“ auseinandersetzen, dann ist die Wahrscheinlichkeit meist sehr hoch, dass unsere Mitmenschen uns dies gleichtun. Dementsprechend hat der Konsum dieser sehr wohl einen Mehrwert für uns. Und zwar ermöglicht er uns den Austausch über eben jenes konsumierte Ding.

Das fördert die zwischenmenschliche Kommunikation, uns geht also schlichtweg der Gesprächsstoff nicht so schnell aus und wir können immer weiter über die verkorksten Liebesbeziehungen unserer Lieblingsserienhelden reden. Oder uns natürlich über die langen Wartezeiten zwischen Staffeln echauffieren. Lindert sicherlich auch den Schmerz, denn bekanntlich ist geteiltes Leid, halbes Leid.

Und vor einigen Jahren, war dieses Kulturgut, über welches man sich eben ausgetauscht hat, nun mal weniger digital. Es waren meistens Bücher und Schriften. Und eben jene genossen damals den gleichen Stellenwert, wie das Fernsehen heute. Damals lieferten sie noch Mehrwert.

Im Business- und VWL-Jargon nennt man solch ein Phänomen dann Netzwerkeffekt. Also den steigenden Vorteil/Wert einer Sache, durch wachsende Nutzerschaft.

Ist es das wert?

Roman lesen Umwegn

Wie ihr ja auch alle wisst, bin ich ein Engel auf Erden, weshalb ich ganz wenig Fernsehen gucke und nur extrem coole alte Literatur lesen. Nicht so wie ihr, mit eurem Netflix und Amazon Prime.

Spaß beiseite. Ich gucke natürlich auch ab und zu Fernsehen. Gerne auch mit meinen Mitbewohnern. Und dann wird sich eben über die Serie ausgetauscht oder es wird hin und wieder mal ein guter Spruch aufgegriffen und im passenden Moment im Alltag wieder ausgespuckt. Das ist dann natürlich cool, wenn alle lachen, weil sie die Serie ebenfalls kennen.

Ich verstehe deshalb schon die Motivation dahinter, wenn „alle“ eine Serie gesehen haben und man selbst sie dann auch guckt, um mitreden zu können. Klassischer Fall von Gruppenzwang.

Ebenso verstehe ich, dass man Fernsehen guckt. Ist manchmal doch echt sehr cool, wenn man einfach mal nichts machen muss und sich berieseln lässt.

Gucke ich deshalb nur noch Sachen die mir empfohlen wurden?
Nein

Lese ich deshalb keine Bücher mehr oder nur noch Bücher, die mir empfohlen wurden? Nein

Ganz im Gegenteil. Ich lese beispielsweise gerne ältere Literatur und gerade auch viele Klassiker, einfach um sie auch mal ohne das fein säuberliche sezieren im Deutschunterricht auf mich wirken zu lassen. Da wirken sie dann nämlich schnell auch mal ganz anders.

Ich denke auch, dass viele Menschen heutzutage sowieso schon lesen ohne sich im Hinterkopf stets zu fragen, ob das Buch jetzt einen Mehrwert für mich hat oder nicht.

Außerdem können wir in unserem ständigen Jetzt-Zustand gar nicht wissen, ob wir das mal brauchen werden oder nicht. Wer weiß, vielleicht sitzt du am Ende bei Günther Jauch vor der Millionenfrage und weißt nicht zu was sich Mephisto verwandelt um in Fausts Zimmer zu gelangen (es war ein Pudel).

Dann hätte sich das Lesen von Goethes Faust wohl doch gelohnt.

Genauso lohnt sich das Lesen meines Blogs! Wer weiß vielleicht habe ich euch ja schon mal Mehrwert geliefert und falls nicht, dann seid euch sicher: Das kommt noch!

Und damit vielen Dank fürs Lesen meiner Poesie und Anschauen meines schönen Blogs.

Bleibt auf Umwegn!

P.S.: Wenn ihr sehen wollt was ich aktuell lese oder schon mal gelesen habe, checkt mein Goodreads Profil aus.

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Von UMWEGN

Seit 2016 schreibe ich nun auf UMWEGN. Das alles startete in Begleitung zu meinem Buch und mehr als ein Experiment. Mittlerweile möchte ich das Buch, den Blog oder den Podcast nicht mehr missen. Auf UMWEGN geht es um Gesellschaft, Kommunikation, Selbstentwicklung und hin und wieder um philosophisches. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

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