Wir nähern uns der kalten Jahreszeit.
Die Nächte, Kleider, Decken werden längern und dicker.
Hauptsache wir frieren nicht.
Aber was ist die schönste Art um bei solchem Wetter warm zu bleiben?
Körperwärme
Ganz einfach.
Außerdem heißt es auch in solchen total seriösen Instagram-Posts, dass Menschen und Personen, die sich einsam fühlen, mit vielen Kissen und Decken schlafen und lange Duschen, um eben diese Köperwärme zu substitutieren. Ob das stimmt, sei mal dahingestellt, ich kann mir das aber gut vorstellen.
Aber wenn wir jetzt von Körperwärme sprechen, dann meine ich nicht unbedingt nur die, die von unserem Partner bekommen, bzw. nicht bekommen. Sondern auch die, die wir von Freunden und Familie erhalten. Seien wir mal ehrlich, so eine Umarmung ist doch immer nice, nicht nur wenn sie von der Person kommt, mit der wir in einer Beziehung sind.
Oder? Da können wir uns doch drauf einigen?
Warum umarmen wir uns dann aber nicht häufiger? Liegt das an unserer Gesellschaft und Kultur? Warum sind wir immer so auf Abstand?
Setzt dich dahin, nicht hier!
Ich meine man kennt das doch, wenn man jemanden zum ersten Mal trifft, und sei das jetzt im Rahmen eines Meetings von der Arbeit etc., dann wird dir erst einmal ein Platz angeboten, der mindestens ein Stuhl, höchstens aber einen Tisch von der anderen Person entfernt ist.
Es entsteht gleich Distanz.
Auch dann, wenn man gleichgestellt ist.
Interessant ist dann auch, dass fast lieber über diese Distanz gearbeitet wird, als seine aktuelle Sitzposition zu korrigieren. Besonders umständlich sind solche Dinge, wenn man bspw. ein Dokument nur in einfacher Ausführung zu Verfügung hat.
Und warum machen wir das?
Weil das ansonsten unprofessionell wirken würde? Weil wir uns klar von anderen abgrenzen müssen? Weil wir Körperwärme eines anderen ekelhaft finden?
Vielleicht alles drei. Vielleicht aber auch nur das letzte.
Ich meine okay, du kennst die Person nicht und willst nicht gleich den privaten Raum dieser infiltrieren, so viel Rücksicht muss sein. Und schließlich sind wir hier in Deutschland gerne auf Distanz, das gehört einfach zur Kultur. Allerdings habe ich auch langsam das Gefühl, dass man lieber 10 Schritte zurückbleibt und somit auf keinen Fall diesen Privaten Raum auch nur berührt, auch dann, wenn das viel Umständliches bedeutet.
Und dann gibt es natürlich noch diese ganzen Sachen, wie Schweiß und Körpergeruch, Kleidungsstil, Aussehen, etc. …
Menschen, die da nicht unserem Ideal entsprechen, die meiden wir gleich. Im Gegenzug nähern wir uns lieber Menschen, die wir auch attraktiv finden. Attraktivität bedeutet nicht umsonst Anziehungskraft!
Wir brauchen das!
Wäre es dann nicht eigentlich viel schöner, wenn wir uns alle mehr umarmen würden? Und nicht gleich das Bein wegziehen, wenn man mal mit den Knien aneinander gerät?
Wenn wir Schulter an Schulter sitzen und uns nicht an die kalten Scheiben im Bus pressen?
Wenn wir die Arme umeinander legen und nicht klammheimlich vor uns hinfrieren?
Schöne, romantische Vorstellung.
Aber wir machen das nicht. Weil das gleich über sexualisiert wird. Dann heißt es gleich: „Ey die haben was“ oder „Oh, ist der schwul?“ oder „Will Sie was von mir?“ und so weiter.
Und wenn schon? Mal angenommen, die hätten wirklich was und er wäre wirklich schwul… Wen interessiert das?
Irgendwie doch bisschen blöd, dass uns das so interessiert. Und woher kommt dieses Interesse? Sind wir so Klatschgeil? Dann könnten wir doch aber auch Bild lesen oder?
Geht uns halt nur nicht so nah, weil man die Personen ja nicht persönlich kennt.
Oder aber das entspringt mal wieder dem Neid.
- Neid, dass die andere Person jemanden hat.
- Neid, dass die andere Person bei dem kalten Wetter nicht allein ist.
- Neid, dass die andere Person keine 20 Kissen im Bett braucht, um ruhig schlafen zu können.
Angeblich kann man ja auch an extrem einsamen Menschen Symptome feststellen, die einer Krankheit gleichkommen. Diese Symptome sollen eben durch diese Einsamkeit hervorgerufen werden. Dementsprechend leben weniger einsame Menschen auch deutlich länger als Einsame.
Veränderung
Aber wir tun halt auch einfach nichts dagegen. Wir versuchen nichts daran zu verändern, dass wir immer mit allen so auf Distanz sind. Uns kommt es gar komisch vor, mehr Körperkontakt zu haben. Jedenfalls solange es sich um Körperkontakt mit Menschen handelt, mit welchen wir keine romantische Beziehung führen.
Vielleicht sollten wir einfach häufiger mit einem „Free Hugs“ Schild in die Fußgängerzone gehen. Oder mehr Menschen mit einer Umarmung begrüßen. Oder einfach mal sich neben jemand setzen…ne, naja gut, wenn das jeder machen würde, dann vielleicht. Allerdings würde das heutzutage wohl eher als seltsam gesehen werden.
Stell dir mal vor jemand setzt sich in der leeren Ubahn auf den Platz genau neben dir… #weird
Und vielleicht auch ein wenig beängstigend, auch dann, wenn die Person gar nichts macht und genauso wie du in ihr Handy reinstarrt.
Darin liegt wohl auch das Problem unserer distanzierten Gesellschaft: Dass womöglich nur ein flächendeckender Umbruch uns näher zusammenbringen würde. Aber das ist ja bei vielem so.
Wir Pioniere und Revoluzzer müssen uns wohl damit abfinden, dass man am Anfang immer als seltsam abgestempelt wird. Egal wie man aus der Reihe raustanzt. Puh hört sich schon ein bisschen wie ein Hippie an hier.
Aber ganz so wohl ist mir bei dem Gedanken dann doch nicht…
Was machen wir also?
Wir bleiben weiter auf Distanz und kuscheln uns zu unseren 20 Kissen. Wir duschen weiterhin mit inhuman heißen Temperaturen und ziehen unsere Lieblingsschlapperpullis an und gefühlt nie wieder aus. Oder wir nutzen ein kleines beinahe hilfloses Lebewesen aus und holen uns dort ein bisschen Nähe. #Haustier
Hauptsache irgendwie warm und wenn wir mit der Heizung kuscheln müssen.
Die kann wenigstens auf keinen Fall nach Schweiß riechen, Haare verlieren oder sich uncool anziehen. Und es wird auch niemand behaupten, man hätte etwas mit einer Heizung.
Ob das allerdings noch so super für die Psyche ist… ist natürlich ein anderes Thema.
Was ist deine Meinung zum Thema? Schreibs mir mal in die Kommentare!
Bis dahin erstmal, vielen Dank fürs Lesen, bleibt warm und vor allem
bleibt auf Umwegn!
Lorenzo
„Friends Hugging“ Photo by Helena Lopes
„Sweater Hugging“ Photo by Velizar Ivanov