„Hey, du wir sind heute leider unterbesetzt, kannst du in die Arbeit kommen?“
Oh, hell no!!!
Kennst du das?
Das Problem
Wenn du meinen Blog schon ein bisschen verfolgst, dann weißt du, dass ich gerne über Leistungsgesellschaft schreibe. Meistens, wenn nicht ausschließlich, negativ versteht sich. Das lässt sich dann in solchen Beiträgen wie „Leistung: Wie viel kannst du bringen?“ oder auch ansatzweise in „Die kleinen Dinge“ nachlesen.
Generell besteht das Problem doch darin, dass es von allen Seiten immer heißt, die Menschen würden keine Überstunden mehr machen, sondern lieber die Tage und Stunden über Freizeit abbauen. Wir wollen keine Rolex mehr oder immer das neuste dicke Auto, sondern Zeit. Mehr Zeit für uns, Freunde, Familie, Hobbies, etc.. Das heißt es jedenfalls immer.
Und es heißt auch immer, dass es abermals ein Problem unserer Generation ist.
Und?
Nichts und.
Gönnt uns mal bisschen Pause!
Ich meine ja nur: wenn wir schon in der Schule und Universität von Aufgaben, Klausuren, Zusatzqualifikationen, Auslandsaufenthalten, Praktika etc. zermatscht werden, dann möchte man vielleicht einfach mal bisschen mehr Freizeit haben.
Auch wenn das jetzt vielleicht von der Gesellschaft weniger gerne gesehen wird. Obwohl….na ja, langsam geht es ja dorthin, dass die Menschen immer mehr nach Freizeit verlangen.
Möglicherweise hat das auch mit der ständigen Vernetztheit von uns zu tun. Viele Leute schreiben und beantworten E-Mails auch außerhalb der Arbeitszeiten. Manche telefonieren sogar. Ich habe mich tatsächlich auch schon erwischt, wie ich am Sonntagabend noch E-Mails geschrieben habe. Zu meinem Erstaunen habe ich sogar am selben Abend noch Antwort bekommen.
Gerade jetzt, wo es zur Zeiten der Globalisierung in großen Unternehmen unter Mitarbeitern auch zu Zeitverschiebungen durch die dezentralen Unternehmenstrukturen kommen kann, wird die ständige Erreichbarkeit vollends ausgenutzt.
Zulasten von uns natürlich. Deshalb legen auch viele schon vor dem Unterschreiben des Arbeitsvertrags Wert darauf, dass man außerhalb der Arbeitszeiten nicht mehr erreichbar sein muss. Oder Chefs regeln es umgekehrt so, dass sie ihre Mitarbeiter anweisen, die Handys auszuschalten, sodass sie von diesen während der Arbeit nicht abgelenkt werden.
Das steigert im Pilotversuch die Produktivität so sehr, dass die Mitarbeiter sogar nur sieben Stunden arbeiten müssen. Das funktioniert also auch! Uuuund es springt sogar mehr Freizeit für alle heraus.
Liegt das Problem also wo ganz anders?
Es scheint so.
Wichtig ist allerdings auch, wie wir mit dem Luxusgut Freizeit umgehen.
Luxusgut und was machen wir damit?
Obwohl wir dann unsere Freizeit mit solchen Dingen wie Netflix etc. verschwenden. Das richtig genießen und ausnutzen, machen wir auch nicht so wirklich. Die Folge von alldem?
Wir fühlen uns nicht so richtig erholt und hangeln uns von Freizeit zu Freizeit, nur um zwischendurch immer schwächer und schwächer zu werden und uns endlich am Wochenende wenigstens zur Hälfte regenerieren können.
Möglicherweise gibt es deshalb immer mehr Artikel, Ratgeber, Entschleunigungswochenenden, die versuchen dir zu zeigen, wie du deine Freizeit richtig nutzt. Oder die halt versuchen dir deine mühselig gegen Geld eingetauschte Freizeit wiederum im Gegenzug für Geld aus der Tasche zu ziehen. Also Freizeit für mehr Freizeit quasi.
Paradox.
Genauso wie der Fakt, dass ich mir manchmal eigentlich schon denke: Wow du hast schon viel Zeit.
Nur nutze ich sie eben nicht effizient.
Aber geht es nicht genau darum? Dass wir mit unserer Freizeit nicht effizient umgehen müssen? Schließlich haben wir ja auch frei.
Gut, ich muss auch sagen ich arbeite neben der Uni nicht. Ich mache zwar einige Sachen bei mir im Wohnheim und habe natürlich noch diesen kleinen schnuckligen Blog namens Umwegn. Eigentlich nicht soooo viel.
„Und warum schreibst du dann diesen Beitrag?“
Na ja, weil ich ein bisschen im Stress mit so Uni-Abgaben bin. Natürlich! Was hast du denn erwartet, dass ich das hier in einem Moment der kompletten Ruhe schreibe?
Gerade ihr Studenten, die wissen, wie so Abgaben umlaufen wissen, dass das gerne mal stressig werden kann. Ich sag nur Procrastination… Und in genau solchen Momenten schätzt man dann wieder das, was man nicht hat. Eben Freizeit.
Keine Hobbies oder was?
Und wenn wir ausnahmsweise mal nicht, wie Fliegen an der Windschutzscheibe, am Bildschirm kleben, was machen wir dann?
Wir gehen unseren Hobbies nach. Da fällt eigentlich schon eher mein Blog rein. Auch, wenn ich mich mit dieser „Dienstag 21:00Uhr“-Sache auch eine gewisse Verpflichtung eingegangen bin. Hilft aber auch vor allem mir selbst.
Auch solche Sachen, wie Sport, Lesen, Tanzen, fallen natürlich in diese Kategorie. Und ist das dann nicht effizient genutzte Freizeit? Wenn du dabei Dinge tust, die du gerne machst und bei denen du freiwillige Verpflichtungen eingehst?
Problematisch wird es dann, sobald Arbeit und Hobby in Konflikt stehen. Beispielsweise zeitlich. Passiert glaube ich nicht allzu häufig, aber ist schon möglich. Natürlich kann es auch sein, dass du immer zum Kicken gehst und dich dann nach jedem Training in der „Vereins“-Bar so dermaßen abschießt, dass du am nächsten Tag auf der Arbeit nicht wirklich was zustande bringst.
Ich will da auch niemandem an die Nase fassen, ist ja schließlich deine Freizeit!
Lösung?
Und was machen wir jetzt, da wir erkannt haben, das Zeit das Luxusgut schlechthin ist?
Genauso das Gleiche wie davor. Wir genießen die paar Minuten in der U-Bahn zwischen Haus und Uni, Uni und Arbeit und Arbeit und Zuhause, so gut es geht, um uns wenigstens dort ein bisschen zu erholen. Leider funktioniert das nicht.
Also versuchen wir die letzen Energiereserven nach einem anstrengenden Tag zusammenzuraffen, um vielleicht doch noch auf dem Flohmarkt ein bisschen zu stöbern, einen Spaziergang zu machen oder einem Hobby nachzugehen.
Auf halbem Weg merken wir dann, dass wir damit nicht so weit kommen, wie wir uns vorgenommen hatten und auf dem Rückweg sehen wir ein, dass wir nicht dort weitermachen werden können, wo wir an diesem Tage aufgehört haben.
Entweder, weil die Veranstaltung zu selten ist, wir schon seit drei Wochen keine Fortschritte gemacht haben oder wir genau wissen, dass die Energie meistens nicht reicht und heute ein Ausnahme war.
Und so laufen dann alle Tage, bis wir schließlich endlich den langersehnten Urlaub haben und genau das NICHT tun, was wir uns während der Arbeit immer vornehmen. Auch wenn die Energie und Zeit ausreichen würde. Oder weil wir verreisen.
Das Reisen ist nämlich genauso ein Luxusgut wie die Freizeit. Da ist es natürlich umso dekadenter wenn man in seiner Freizeit reist. Und abermals wird uns klar, wie reich wir doch eigentlich sind.
So das war’s von mir. Ich hoffe ich habe meine Freizeit nicht verschwendet um eure mit diesem Text zu verschwenden! 🙂
Vielen Dank fürs Lesen und
bleibt auf Umwegn!
„Luxury“ Photo by Ishan @seefromthesky
„Blowing Bubbles“ Photo by Marc Schäfer
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