Brauchen wir ein Ausgleichs-Laster?

Ausgleichs-Laster
Photo by Daniel Monteiro

In den letzten beiden Beiträgen habt ihr es ja schon mitbekommen. Ich bin viel zu viel am Handy. Auf Instagram habe ich euch auch gefragt, wie lang ihr alle am Handy seid und zu meiner Enttäuschung bin ich unter uns die Nummer 1.

Nachdem die erste Woche Bildschirmzeit reduzieren nicht so wunderbar geklappt hat (ich habe nur ein paar wenige Minuten einsparen können), hat sich mein Kopf etwas besonders gewieftes ausgedacht.

Was ist wenn wir alle ein Ausgleichs-Laster brauchen?

Balance ist alles

Über Balance habe ich tatsächlich auch schon mal einen Beitrag geschrieben! Wie passend.

Die Idee also: ich kann mich in vielen Bereichen verbessern, also beispielsweise gesünder oder effektiver Leben, aber natürlich nicht in allen Bereichen.

Eine Art Ausgleichs-Laster muss – oder wohl eher darf – her. Denn wenn wir mal ehrlich sind, wie soll man denn gesund essen (am besten natürlich vegan), Sport treiben, nicht rauchen, nicht trinken, auf gar keinen Fall Drogen nehmen, am besten auch kein Auto besitzen sondern alles mit dem Rad fahren oder öffentlich, keine Fernreisen unternehmen, nicht zu lang am Handy sein, kein Glückspiel spielen und auch nur das kaufen, was man wirklich braucht?

Irgendwo muss man sich doch mal gönnen, oder?

Also vieles davon umzusetzen, klar das geht, aber alles? ALLES?!

Ich weiß ja nicht.

Mein Kopf sagt mir auf jeden Fall: Ja, ja bissle gönnen kannst dir schon brudi.

Die Idee dahinter ist Denkbar einfach, denn wenn ich mir bewusst mit einem Laster bisschen gönne, dann fällt es mir vielleicht leichter, die anderen durchzuziehen? Ich gebe mir quasi absichtlich Raum, um nicht perfekt zu sein.

Gewissensbisse

Aber moment mal: Wer sagt eigentlich, das wir sollen oder nicht sollen?

Wenn wir an dieser Stelle mal die zehn Gebote außen vor lassen, dann sagen das natürlich Experten oder es ist einfach diese undurchsichtige Masse von „Allgemeinwissen“.

  • Wir wissen einfach, dass es schlecht für das Klima ist viel zu fliegen.
  • Wir wissen einfach, dass es schlecht für uns ist zu rauchen.
  • Wir wissen einfach, dass wir gar nicht erst mit dem Glücksspiel anfangen sollten.

Warum wollen wir dem aber Folge leisten?

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht in Frage stellen, ob diese Sachen gut oder schlecht für uns sind. Das sollte offensichtlich sein und ich vertraue da auch der Wissenschaft oder eben dem Allgemeinwissen.

Wovor haben wir Angst?

Nichtsdestotrotz stellt sich mir die Frage: Wovor haben wir denn dann Angst?

Vor Tod und Krankheit? Hmm… Wenn es irgendwie nur das ist, dann find ich das keinen besonders starken Grund. Das wirkt für mich immer wie der Standardgrund um irgendetwas nicht zu tun. Da fehlt mir die Kreativitiät. Aber gut, das ist dennoch ein triftiger Grund und am Ende müssen wir allerdings auch alle selbst wissen, was für uns ein Grund ist etwas zu tun oder davon abzusehen.

Zurück zu der Idee mit dem Ausgleichs-Laster. Die wirklich wichtige Frage hier ist doch:

Das Ausgleichs-Laster: Kann das klappen?

Mich beschleicht an dieser Stelle ein wenig das Gefühl, dass es das nicht kann. Die meisten dieser Laster sind ja solche, weil sie nicht gut für uns sind. Sie sind aber auch besonders verlockend, weil sie einfach sind, uns vorgegaukelt wird, dass wir sie brauchen oder in uns Glücksgefühle auslösen und uns so beeinflussen.

Vor allem besteht bei allen die Gefahr, dass es nicht nur beim Ausgleichs-Laster bleibt. Vielmehr wird das Ding dann zu einem richtigen Laster und das Aufhören wieder schwer. Wenn ich mich beispielsweise für meine Gesundheit vegan ernähre dafür aber rauche wie ein Schlot, dann ist das auch witzlos.

Also ist die beste Alternative wohl gar nicht damit Anfangen und tatsächlich versuchen alles zu optimieren?

Mehr oder weniger. Es scheint, als ob das unschaffbar wäre. Und es ist auch völlig okay, niemand erwartet, dass wir wirklich all das tun, und gar keine Laster haben. Jeder von uns hat (mindestens) eins und das sollten wir uns alle vor Augen halten.

So muss ich mir am Ende dieses Beitrags nur leider eingestehen, dass ich das mit dem vielen aufs Handy gucken nicht einfach als Notwendigkeit für mehr ✨Balance✨ im Leben abtun kann. Mist!


Wie siehst du das? Hast du vielleicht ein Laster? Schreib es mir gerne in die Kommentare!

Bis dahin, vielen Dank fürs Lesen und

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Veröffentlicht am
Kategorisiert in Gesellschaft

Von UMWEGN

Seit 2016 schreibe ich nun auf UMWEGN. Das alles startete in Begleitung zu meinem Buch und mehr als ein Experiment. Mittlerweile möchte ich das Buch, den Blog oder den Podcast nicht mehr missen. Auf UMWEGN geht es um Gesellschaft, Kommunikation, Selbstentwicklung und hin und wieder um philosophisches. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

2 Kommentare

  1. Wie du schon meintest, Laster heißt ja deshalb Laster, weil es negativ für uns ist, und es uns schwer fällt davon los zu kommen, da kann eigentlich nichts Positives daran sein. Das Handy zu oft zu benutzen, ist evtl. nicht sofort ein Laster, weil es uns ja nicht direkt gesundheitlich schädigt, sondern nur extrem viel unserer Zeit konsumiert, die wir für schönere Dinge verwenden können (raus gehen, Sport machen, kochen, lesen, zum Beispiel). Das ändert sich dann, wenn man von Handysucht spricht, und man Entzugserscheinungen hat. Das könnte ja mit einem Digital Detox testen, ob man für mehrere Tage auch mal ohne Handy auskommt. Aber sonst sehe ich das nicht so schlimm oder als Laster – jedoch muss jeder für sich selbst entscheiden wie viel Zeit man damit verlieren will…

    Beim Wort „Laster“ denkt man eher ans Rauchen, leider impliziert das Wort aber auch, dass es „nur“ ein Laster, also wie eine Last auf den Schultern ist, man eben damit lebt, und es mit sich rumschleppt, man aber nicht wirklich über die Folgen nachdenkt.
    Jedoch die Gesundheit aufs Spiel zu setzen, vor allem wenn man das Leben auch später noch genießen möchte, und sich mit einer Sucht wie dem Rauchen anzufreunden, weil sie „nur ein Laster“ ist, finde ich sehr gefährlich.
    Wir haben doch mit Corona gelernt, dass man generell viel mehr auf seine Gesundheit achten sollte, da muss nur der nächste Virus kommen… Auch wenn das Laster einem für den Moment ein gutes Gefühl zu geben scheint, ist es doch trotzdem etwas, dass man mit sich mitschleppt, und man sollte sich doch immer wieder das Gefühl in Erinnerung rufen, wie man sich körperlich und mental ohne das Laster gefühlt hat, und häufig ist die Antwort die, dass man sehr gut ohne es leben kann. Lieber Schokolade oder Urlaub gönnen, statt sich ein Laster anzuhängen 🙂 LG!

    1. Hey hey, dank dir erstmal für dein Kommentar!

      Rein etymologisch scheint da tatsächlich nichts positives dran zu sein. Wie schädlich ein Laster für uns ist, hängt natürlich immer von der Art und Schwere des Lasters ab. Das habe ich für mich als eine Lebensaxiom erkannt: Die Dosis macht immer das Gift.

      Ebenso wie es im Leben eben viel auf Balance ankommt. Und genau darum geht es im Beitrag eben. Ob ein Laster uns dabei helfen kann diese zu halten. Ob und um welches Laster es sich dabei handelt ist tatsächlich etwas zweitrangig. Nichtsdestotrotz verstehe ich deinen Ansatz, dass es quasi weniger schwere und schwerere Laster gibt.

      Das ist am Ende auch immer eine Entscheidung die es zu treffen gibt, welches Laster man sich eben gönnt.
      Ich hoffe du kannst die Balance halten!

      Liebe Grüße und bleib auf UMWEGN
      Lorenzo

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