Bist du gefangen im Selbstoptimierungswahn? Die „bessere Ich“-Lüge

Zeit sparen durch Selbstoptimierung
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Vor einigen Tagen habe ich ein Video gesehen, das hieß „Does Speed-Reading really work?“ oder so ähnlich.

Mit einem kurzen Blick auf meinen Lesestapel, dachte ich mir, na ja, kann ja nicht schaden, wenn ich schneller lesen könnte. Dann könnte ich endlich die Bücher auf dem Stapel lesen, endlich das ausgeliehene Buch zurückgeben und endlich mein Gewissen beruhigen.

Tatsächlich habe ich dann noch zwei weitere Videos angeschaut, anstatt gleich mit dem Lesen zu beginnen.

Zu meinem erstaunen, konnte ich mit ein paar wenigen Tipps meine Lesegeschwindigkeit erhöhen. So kommt es mir jedenfalls vor.

Eine Woche später, heute, Dienstagabend schießt es mir plötzlich in den Kopf:

„Du hast dich selbstoptimiert!“

„Super Thema für den Blog.“, denke ich weiter.

Selbstoptimierung

Selbstoptimierung: Bücher über Bücher
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Selbstoptimierung würde ich erstmal als Gemeinheit der Dinge betrachten, die wir selbst tun können, um unser Leben vermeintlich zu verbessern und unsere, wie so oft zitiert, beste Version unserer selbst zu werden, quasi ein besseres Ich.

So viel zur Definition.

Umgeben von vielen Content-Creators, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, dir zu zeigen, wie du noch schneller, besser und effizienter wirst, hast du irgendwann einfach das Gefühl, dass du schneller, besser und effizienter werden musst. Dein schlechteres Ich gehört in die Vergangenheit. Sonst können wir mit der geforderten Leistung auch nicht mithalten.

Leistungsdruck und Konkurrenzkampf sticheln dieses immerpräsente Ideal des besseren Ichs weiter an. Früher oder später geht es dir wie mir und du ziehst dir so ein Stück Content rein. 15-Minuten Youtube Video oder sollte ich besser „Tutorial“ sagen, sind ja auch mal schnell geschaut.

Woher kommt diese Flut an Content, der uns optimieren soll?

Selbstoptimierung Sells!

Seit fast einem Jahr treibe ich mich viel in der Suchmaschinenoptimierungs(SEO)- und Online-Marketing-Szene rum. Dort heißt es immer und immer und immer wieder, dass du ein Produkt haben musst, das das Problem deiner Zielgruppe löst.

Und was ist das größte Problem von beinahe jeder Zielgruppe?

Zu wenig Zeit!

Klar, dass man das super ausschlachten kann. Mit Selbstoptimierung immer mehr Zeit sparen! Schneller lesen, gesünder Leben und somit seltener zum Arzt, Sport auf dem Weg in die Arbeit und auf dem Rückweg und somit Zeit im Fitnesscenter sparen, effiziente sieben Stunden schlafen wenn überhaupt und so weiter und so fort.

Bücher, Youtubevideos oder sogenante „Masterclasses“ verkaufen sich wie pürierter Smoothie. #optimierungsanalogie

Und du hast weiter das Gefühl, dass du noch weiteroptimieren kannst.

Bis du in den Selbstoptimierungswahn abdriftest

Dir plötzlich alles zu viel wird. Und du deine gewonnenen Zeit in weitere „Optimierung“ steckst und letztendlich nicht mehr zu den Sachen kommst, die dir wichtig sind und ausbrennst.

Dann hast du dich letzendlich nicht optimiert sondern verschlechtert. Und die ganze Arbeit, Stunden um Stunden Videos, Blogbeiträge und Bücher sind dahin. Der Selbstoptimierungswahn hat dich ereilt.

Wie du merkst, dass du im Selbstoptimierungswahn gefangen bist?

Ganz einfach:

  • Wenn du so viel optimierst, dass du keine Zeit mehr für die Dinge hast, für die du zu optimieren scheinst.
  • Wenn du deine drei Stunden lange Morgenroutine für zu kurz hältst und nicht ohne sie leben kannst.

Dann kann es sehr sehr gut sein, dass du im Selbstoptimierungswahn gefangen bist.

Und an dieser Stelle fragst du dich dann sicher, wie du da wieder herauskommst?

Wie kannst du dein vermeintlich „besseres Ich“ wieder loswerden oder zumindest verschlechtern beziehungsweise normalisieren?

Die Flucht aus dem Selbstoptimierungswahn

Flucht aus dem Selbstoptimierungswahn: Hey don't worry just live
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beginnt vielleicht an der Stelle an welcher du dir wieder bewusst machen solltest, warum du denn damit angefangen hast. Ich wollte beispielsweise einfach meinen Lesestapel reduzieren. Dicke Bücher demotivieren mich da häufig mal schnell, weil ich im Hinterkopf stets daran denke, dass es eeeeeeewig dauern wird, bis ich das Buch mal durchgelesen haben werde.

Wenn du dein Ziel aus den Augen verloren hast, dann kann es dir auch schon helfen, wenn du dir wieder bewusst machst, was du eigentlich sparen wolltest oder wofür du die gesparte Zeit eigentlich verwenden wolltest.

Hauptsächlich solltest du dir aber vor Augen führen, dass du okay bist. Okay, so wie du bist. Nicht optimiert.

Und vielleicht auch, was dir eigentlich wichtig ist. Leistung? Oder auch mal Pause und Genuss? Das musst du aber für dich selbst herausfinden.

Meine eigene Beziehung zur Selbstoptimierung

Ja ich habe in der Vergangenheit ebenfalls Beiträge verfasst, die man unter dem Überbegriff Selbstoptimierung eingliedern könnte. Beispielsweise ist die 30-Tage-Challenge ein Weg, um dein bessers Ich mal auszuprobieren. Ebenfalls könnte man den Beitrag Commitment: Ein Grund zum Machen, hier einordnen.

Und ja, ich habe auch dieses Speed-Reading Video angeschaut, um mich selbst zu optimieren. Das werde ich voraussichtlich auch beibehalten. Ich erachte das als einen für mich hilfreichen Skill. Ebenfalls werde ich weiterhin hier und da mal meditieren.

Wichtig dabei ist meiner Meinung nach, dass du dir klar darüber bist, ob dir diese Optimierung tatsächlich hilft oder nicht. Meditation und Speed-Reading helfen mir persönlich im täglichen Leben und haben sich bis jetzt noch nicht negativ auf mich ausgewirkt. Des Weiteren habe ich nicht das Gefühl in den Wahn abzudriften, schließlich schlafe ich dafür viel zu gerne bis zehn oder elf manchmal sogar zwölf Uhr.

Letzten Endes verfasse ich diesen Beitrag auch mehr als Erinnerung an dich und mich.

Dass du so gut bist, wie du bist.

Und, dass du nicht immer noch ein bisschen optimierter sein könntest.

Als Erinnerung, dass du schlichtweg diesem Wahn nicht erliegst und dich selbst für voll ansiehst.


Wie geht es denn dir damit? Hast du dich schon mal selbstoptimiert? Schreibe es mir doch gerne mal in die Kommentare!

Vielen Dank fürs Lesen und

bleib auf UMWEGN!

P.S.: Jetzt hab ich’s fast vergessen:

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Von UMWEGN

Seit 2016 schreibe ich nun auf UMWEGN. Das alles startete in Begleitung zu meinem Buch und mehr als ein Experiment. Mittlerweile möchte ich das Buch, den Blog oder den Podcast nicht mehr missen. Auf UMWEGN geht es um Gesellschaft, Kommunikation, Selbstentwicklung und hin und wieder um philosophisches. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

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