Also am Montag den 23.04 war wieder mal der Welttag des Buches.
Ich, der kleine aufstrebende Autor, der ich bin, habe das natürlich genutzt, um einen Tweet (siehe unten) mit passendem Hashtag und dem Amazon-Link zu meinem Buch zu verfassen und zu twittern. Das machen zahlreiche andere Twitterer auch, da bin ich mit Abstand nicht der einzige.
Zum #WelttagdesBuches habe ich ein kleine Empfehlung für euch 😉 https://t.co/evxmcT9ZYV
— Lorenzo Frick (@Umwegn) April 23, 2018
Wie auch immer. Eine Twitteruserin empfand das wohl als unangebracht und machte eine sarkastische Bemerkung über den Fakt, dass ich mich ja selbst empfehlen würde. Das hat mich tatsächlich zum Nachdenken angeregt. Die Situation konnte ich mit etwas Geschick entschärfen und habe am Ende sogar noch ein Like abgesahnt. #win
Aber warum hat mich das zum Denken angeregt?
Naja, weil es sich nun mal um Werbung handelte. Auch wenn ich das mit dem kleinen Wort „Empfehlung“ zu vertuschen versuchte. Ich sehe das nebenbei auch als total gerechtfertigt, da ich nun mal alle verfügbaren Werbekanäle nutzen muss, um mich selbst und damit auch mein Buch und meinen Blog bekannt zu machen. Da ist so ein schnell verfasster Tweet zur passenden Thematik genau richtig, oder etwa nicht?
Aber damit nicht genung. Wenn du schon ein paar Blogeinträge von mir gelesen hast, weißt du, dass ich an dieser Stelle nicht aufhöre darüber zu grübeln.
Werbung, Werbung, Werbung!
Ich bin letzendlich zu dem Entschluss gekommen, dass im Grunde alles Werbung ist. Das beginnt beim nett gemeinten Small Talk und endet bei ausführlichen Diskussionen. Es ist vielleicht nicht immer von vornherein klar, was wir bewerben oder gar, dass wir bewerben, aber wir tun es.
Alle.
Ausnahmslos.
„Ich mach doch gar keine Werbung!“ sagst du dir hier.
Najaaaaaa, doch.
Also: Auch wenn das aufrichtig und ehrlich gemeint ist, aber die Empfehlungen, die du anderen gibst, sind auch in irgendeiner Form Werbung. Mundpropaganda, wenn man so will. Durch den Fakt, dass du etwas mit dem Prädikat gut, lecker oder Ähnlichem bezeichnest, machst du Werbung für dieses etwas.
Der Marketingmensch würde dich dann als „Micro-Influencer“ bezeichnen.
Unsere unbewusste Werbung beschränkt sich aber nicht auf Produkte oder Dienstleistungen. Manchmal machen wir auch einfach Werbung für uns selbst. Für uns als Person. Das gehört ganz einfach zu unserem zwischenmenschlichen Verhalten dazu.
Manche von uns machen das subtiler und andere sehr auffällig. Aber irgendwie machen wir das auch alle. Auch dann, wenn es nicht den Anschein hat. Wenn wir uns beispielsweise der Umgedrehten-Psychologie bedienen und uns selbst runtermachen, sodass unsere Gegenüber unsere Eigenschaften loben und preisen.
Das könnte man dann vielleicht „Nano-Influencer“ nennen?
Jedenfalls ganz schön geschickt, du alter Marketingfuchs!
Und wofür das alles?
Damit du mit dieser Werbung:
- irgendwann einen Job bekommst
- irgendwann einen Partner findest
- Freunde findest
- dich gegenüber anderen besser fühlst
- und so weiter und so weiter
Ich denke, da gibt es zahlreiche weiter Gründe.
Böse, böse Werbung
Aber ist das eigentlich so schlimm?
„Werbung“ das ist ja quasi das Teufelswort schlechthin. Wenn man etwas abwerten will, dann muss man eigentlich nur sagen, dass es sich um Werbung handelt.
Du hörst diese Trigger-word und dein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse, die Nase rümpft sich, der Blick sucht nach einer Möglichkeit die kommende Werbeattacke abzuwenden. Eine Fernbedienung, der Mute-Knopf, das geliebte Smartphone, irgendetwas muss dich doch vor der Werbung bewahren. Tut es aber nicht.
Wir sind heutzutage umgeben von Werbung. Sie umgibt uns auf Plakaten, am Internetfähigen Endgerät, auf Autos und wo nicht noch überall. Längst haben Litfaßsäulen vollwertige Konkurrenten bekommen, die wir nicht mehr wegdenken können. Und langsam werden auch personalisierte Werbungen immer wichtiger. Eventuell geht uns bald schon wie Tom Cruise in „Minority Report“.
Gut, dass man dabei sagt, das Werbung schlecht ist, ist auch irgendwo verständlich.
Es ist einfach zu viel, zu häufig, zu blöd, zu beschönigend.
Wenn man nun mit einer kritischen Sicht an diesen zahlreichen Werbemaßnahmen vorbeistapft, kann man schnell ins grübeln kommen.
Wie viel Wahrheit steckt in der Anzeige?
Werden meine Erwartungen erfüllt?
Ist das nur ein Trick?
Man kann das aber auch nicht so einfach beantworten.
Und zu diesem ganzen Zeug kommt jetzt auch noch die unbewusste, zwischenmenschliche Werbung hinzu? Natürlich wird uns das zu viel. Selbstdarstellung und reguläre Werbung überschneiden sich sogar an einigen Stellen. Es sind uns vielleicht einfach zu viele Eindrücke und immer hat man das leise Gefühl im Hinterkopf, dass man nur zum Kauf, zum Glauben, ja, man könnte sagen zum (Ab-)Kaufen bewegt werden soll.
Ist deshalb ist Werbung schlecht?
In meinem Buch schreibe ich im Kapitel „Konsum“ darüber:
Weiterhin könnte man den „Prestigekäufen“ auch durch ein Verbot von Werbung entgegenwirken. Allerdings würde damit ein großer Geschäftszweig in der Wirtschaft verloren gehen. Werbung würde nur noch durch Mundpropaganda zustande kommen. Keine Anzeigen in Zeitungen, auf Autos oder Reklametafeln wären sichtbar. Aber wäre dadurch die Welt freier von „schlechten“ sehr prestigeträchtigen Produkten? Ich denke nicht. Viel zu sehr lassen wir uns schon von dem schieren Vorhandensein von einem Produkt in unserem Umkreis beeinflussen. Außerdem besäßen wir kein Wissen über Konkurrenzprodukte oder gar Produktneuheiten. Ein komplettes Verbot sei auch nicht so ohne Weiteres durchsetzbar. Man muss bei dem Thema Werbung und Marketing weiterhin an den Menschen appellieren und auf seine gesunde Einschätzung vertrauen. Leider fällt es uns Menschen schwer bei Werbung, die auf unsere Emotionen und unser Unterbewusstsein anspielt, rational zu entscheiden. Einen Versuch ist es allerdings wert.
Fazit
Auch wenn wir stets Gefahr laufen von Werbung beeinflusst zu werden, kommen wir nicht daran vorbei. Egal wie gut unser Adblocker sind, egal, wie viele Dienste wir für werbefreie Unterhaltung bezahlen. Irgendwie werden wir früher oder später dennoch Opfer von Werbung.
Wir müssen lernen damit umzugehen und sie kritisch zu betrachten. Das gilt gleichermaßen für ganz reguläre Produkte und Dienstleistungen, aber genauso gilt es für die übertriebenen Selbstdarstellungen unserer Mitmenschen, die im höchsten Maße Eigenwerbung betreiben.
Wir müssen auch akzeptieren, was ich bereits in meinem Buch geschrieben habe: Dass es uns Menschen schwer fällt emotionale Werbung rational zu beurteilen.
Hey, es ist nicht schlimmes daran, dass man mal auf eine Werbung reinfällt. Genau das ist doch der Sinn dahinter: Dass du etwas kaufst oder glaubst. Außer, dass wir uns vielleicht über das „verlorene“ Geld ärgern, sollten wir doch eigentlich darüber Lachen, wie wir auf so eine blöde Werbung reingefallen sind. Das ist sicher auch schon etlichen anderen Menschen passiert und ist einfach ganz normal. Es gibt sowieso kein Entrinnen und es ist lediglich eine Frage der Zeit bist du auf eine mal reinfällst. 😉
Also immer einen kritischen Blick auf Werbung jeglicher Art haben und
bleib auf Umwegn!
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