Vor einiger Zeit habe ich bereits ein mal einen Beitrag zum Thema Small Talk geschrieben. Darin schreibe ich auch, dass es mal ganz angenehm sein kann Small Talk zu führen, weil es uns dort möglich ist zuzuhören um zu antworten. Wenn du jedoch aus dem Alltagsgespräch ausbrechen möchtest und tiefgründigere Gespräche führen willst, dann darfst du das nicht tun. Du musst aktiv Zuhören.
„Aber wie geht das?“
Fragst du dich an dieser Stelle. Ja, da komme ich und dieser Beitrag ins Spiel!
Ego beiseite
Wie ich eben schon angesprochen habe, dürfen wir nicht zuhören um zu antworten. Das heißt also konkret, dass du dein Ego zur Seite räumen musst. Auch dann, wenn dir gerade ein sehr guter Punkt zu einer bestimmten Thematik einfällt, die dein Gegenüber gerade anspricht.
Ich weiß, dass es schwer ist, sich dann weiterhin auf die Worte deines Gegenübers zu konzentrieren. Es ist allerdings möglich, dass im Laufe des Zuhörens noch weitere Punkte fallen, zu denen dir vielleicht noch viel bessere Antwortmöglichkeiten einfallen.
Einige Ratgeber empfehlen in solchen Momenten, mitzuschreiben. Das ist in Meetings vielleicht möglich, wirkt aber spätestens bei einem Gespräch mit einer guten Freundin fehl am Platz. Weiterhin kann dieses Mitgeschreibe ebenfalls den Fokus vom Gespräch nehmen. Am Ende erinnerst du dich weniger an das von deinem Gesprächspartner gesagt und du hast sogar weniger zugehört als es beim Small Talk der Fall gewesen wäre.
Wo wir auch schon beim nächsten Punkt wären.
Gut Zuhören ohne Ablenkung
Vor allem in unserer modernen Zeit und unserem always connected Lifestyle kann es schwer sein, dein Handy mal in der Tasche zu lassen. Auch wenn das hier klingt wie dein Lehrer aus der Schule, aber so unrecht haben die nun mal auch nicht, wenn es heißt, dass uns das Handy sehr ablenkt. Und wenn ich sage sehr dann meine ich SEHR.
Es ist uns nicht möglich sowohl Nachrichten zu schreiben oder zu lesen und gleichzeitig tiefgründige Gespräche zu führen. Du musst diese zwei Dinge trennen und deine Prioritäten an dieser Stelle richtig setzen.
Ich erwische mich selbst auch manchmal, dass ich am Handy bin, während ich mit jemanden Rede. Und ich erwische mich dann auch dabei, dass ich nicht so gut zuhöre, wie ich könnte. Im Nachhinein fühle ich mich dann immer ein bisschen schlecht. Es ist doch irgendwie respektlos, wenn mein Gegenüber mit meinen Haaren spricht, nur weil ich mich kopfüber in eine Nachricht vertiefe, die ich gerade bekommen habe, es allerdings nicht fertigbringe, diese nicht zu lesen/ zu beantworten oder mein Gegenüber um eine kleine Pause zu bitten.
Und wenn wir gerade schon bei Dingen sind, bei denen ich mich immer wieder erwische, dann möchte ich den nächsten Tipp mit einem „Die Ärzte“ Zitat einleiten:
Lasse Redn
Wenn auch ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen, aber du solltest dein Gegenüber auch ausreden lassen. Manchmal unterbreche ich mein Gegenüber und merke meist im selben Moment noch meinen „Fehler“.
Gefolgt von dieser Erkenntnis kommen dann oft eine Entschuldigung und die Bitte an mein Gegenüber doch bitte weiterzureden. Manchmal verläuft das Gespräch dann ganz normal weiter und manchmal wird darauf bestanden, dass ich weiter spreche.
Klar, kannst du dein Gegenüber unterbrechen, das ist auch eine Gesprächsmethode, die in einigen Momenten geeignet ist. Wenn du deinem Gegenüber allerdings aktiv zuhören möchtest, dann ist das nicht sonderlich Produktiv. Also einfach mal die Klappe halten! 🙂
Wie BITTE?
Genau! Gut, dass du es einwirfst. Rückfragen sind immer gut. Vor allem dann, wenn du etwas nicht genau verstanden hast. Denn es kann gut sein, dass du auch so gut du nur kannst zuhörst, aber trotzdem nicht ganz verstehst, was dein Gegenüber dir sagen wollte. Oder vielleicht bist du gedanklich auch ein bisschen abgeschweift, das kann ja jedem mal passieren.
Dann Stelle Rückfragen. Vielleicht aber nicht ganz so aggressiv wie oben.
Generell sind Fragen sehr gut ein Gespräch am Laufen zu halten. Immer nur Rückfragen zu stellen, bringt dich allerdings nicht weiter. Wenn du wirklich interessiert bist, dann stellst du häufig ganz automatisch dir „richtigen“ Fragen. Wobei ich an dieser Stelle betonen möchte, dass ich mit „richtigen Fragen“ offene Fragen meine. Also die Art von Frage auf die man NICHT mit ja oder nein antworten kann.
Einige Ideen möchte ich dir aber trotzdem an dieser Stelle liefern.
Frage dein Gegenüber beispielsweise wenn sie dir von ihren Projekten o.Ä. erzählt:
- Wie fühlst du dich jetzt mit dieser Aufgabe?
- Wie oder weshalb hast du dich dafür entschieden?
- Was hat dich dazu bewegt?
- Wo ist dir das schon mal begegnet?
Diese W-Fragen sind nur kleine Anregungen. Wenn ich das hin und wieder mache, dann ernte ich hier und da auch mal ein paar fragende Blicke meiner Gesprächspartner. Diese sind oft von solchen Fragen überrascht, weil sie nicht so häufig gestellt werden.
Oder aber, ich bekomme eine kurze Antwort, kurz gefolgt von einem „Wieso?“. Auch irgendwo ein Ausdruck von Ungläubigkeit, dass mich das wirklich interessiert.
Augen sagen mehr als Worte
Um an dieser Stelle Falco zu zitieren. Auch die Körpersprache unseres Gegenübers hilft uns das Verständnis zu verbessern. Klar, können du und ich jetzt nicht aus den kleinsten Gewichtsverlagerungen etwas herauslesen. Zumindes aber können wir ganz intuitiv erkennen, ob die Körpersprache zum Gesagten passt oder nicht.
Daran anschließend können wir auch gleich noch auf die Stimmlage oder Tonalität der Stimme kommen. Auch diese muss mit dem Gesamtpaket übereinstimmen. Häufig, wenn nicht sogar immer, sind Gestik, Mimik sowie Tonalität der Stimme die eigentlichen Botschaften auf die wir achten müssen. Was wir sagen, können wir am meisten beeinflussen und hat somit potenziell den geringsten Wahrheitsgehalt.
Nimm dir die Zeit!
Zwei ältere Herren sitzen beim Kaffee zusammen und unterhalten sich. Warum habe ich dieses Beitragsbild ausgewählt?
Es hat den Anschein, dass die beiden sich schon länger kennen. Ja, vielleicht sogar regelmäßig gemeinsam Kaffeetrinken und mit einander Reden. Und es hat den Anschein, als ob die beiden in einem Gespräch vertieft sind.
Weiterhin hat es auch den Anschein, als das ältere Leute eher gute Gespräche führen. Möglicherweise liegt das daran, dass sie weniger Stress haben, seltener irgendwo sein müssen und sich die Zeit einfach nehmen können.
Wenn du das nicht kannst, dir die Zeit für ein Gespräch nehmen, dann kannst du es auch gleich sein lassen. Ein gutes Gespräch zwischen Tür und Angel zu führen halte ich für schwer oder gar unmöglich. Wenn wir irgendwo sein müssen, dann sind wir mit unseren Gedanken meistens schon dort oder beim Fahrplan der U-Bahn. Wenig holt uns aus diesem Fokus heraus und ein Gespräch entwickelt sich nur sehr schwer.
Nimm dir also die Zeit oder sag von vornherein, dass du jetzt keine Zeit dafür hast, du aber gerne später oder an einem anderen Zeitpunkt dort nochmal anküpfen wollen würdest.
Gut Zuhören: wie geht das?
Hier folgt jetzt nochmal eine kleine Zusammenfassung der genannten Tipps, wie man gut und aktiv Zuhören kann.
- Ego Beiseite
Denke nicht an deine nächste Antwort, sondern höre genau hin, was dein Gegenüber dir sagt.
- Lass dich nicht Ablenken
Beseitige so gut es geht mögliche Ablenkungen, wie beispielsweise dein Handy. Versuche dich voll und ganz auf das Gespräch zu konzentrieren.
- Lass sie Reden
Weniger Reden, mehr zuhören. Ganz einfach. Meistens erzählen die Leute deutlich ausführlicher und interessanter, wenn sie merken, dass man nicht nur darauf wartet, etwas zu antworten.
- Stelle Fragen
Fragen stellen, zeigt, dass du dich mit dem gesagten auseinandergesetzt hast oder auseinandersetzt. Weiterhin können sie zeigen, dass dir wichtig ist, wie sich die andere Person fühlt.
- Nonverbale Kommunikation
Am wichtigsten ist, dass das Gesamtpaket stimmt. Wenn Gestik, Mimik, Tonalität der Stimme und Worte nicht übereinstimmen, stimmt etwas nicht.
- Nimm dir die Zeit!
Unter Zeitdruck schweifen unsere Gedanken häufig in den nächsten Termin ab, sodass wir uns nicht auf das Gespräch fokussieren können. Nimm dir also Zeit oder verschiebe das Gespräch.
Das war’s mal so kurz auf den Punkt gebracht. Wenn du noch wissen möchtest, wie du aktiv bessere Gespräche führen kannst, dann schau dir diesen TED-Talk an.
Und nun die Fragen an dich!
Hast du noch weitere Tipps oder Ideen, was eine gute Zuhörerin ausmacht? Und hältst du dich für eine gute Zuhörerin? Schreib es mir doch gerne mal in die Kommentare!
Vielen Dank und bis dahin
bleib auf UMWEGN!
An dieser Stelle ein kurzes Feedback an dich: Du bist ein sehr guter Zuhörer! 🙂 Danke 🙂
An den kurzen Tipps scheint wohl etwas dran zu sein 😉
Hey Hey!
Erstmal vielen Dank für das Kompliment!
Vielleicht hätte ich noch dazu schreiben sollen, dass die erprobt sind?
Nächstes Mal dann! 🙂
Vielen Dank für dein Kommentar und liebe Grüße
Lorenzo