Ungeduld: Warum du es JETZT brauchst!

Geduld: Sofa, Buch und Pflanze
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Seit knapp einem Monat versuche ich jetzt bereits auf ebay-Kleinanzeigen meinen Sitzsack zu verkaufen. Ich habe ihn echt schon lange und mich letztens dazu entschieden ihn gegen einen Sessel zu tauschen. Langsam, aber auch nur ganz langsam scheint mich die Ungeduld zu ergreifen.

Den Sessel habe ich bereits… und den Sitzsack leider auch noch. Irgendwie möchte ihn niemand mit seiner wunderschönen orangen Farbe abholen kommen. Dabei ist er noch echt top in Form.

Natürlich stört mich das irgendwo. Ich brauche und benutze ihn nicht mehr und den Platz würde ich gerne mit einer Pflanze oder so ausfüllen. Aber so krass stört mich das jetzt auch nicht.

An dieser Stelle habe ich schon oft darüber nachgedacht, vielleicht doch den Preis herunterzuschrauben. In der Hoffnung, versteht sich, dass mir jemand die knisternde Sitzgelegenheit endlich abkauft und mein Zimmer mit Platz beschenkt.

Aber will ich das? Was ist, wenn ihn jemand auch zu diesem Preis kaufen würde? Was ist, wenn die Schnäppchenjäger nur darauf warten, dass ich den Preis noch tiefer ansetze. Das ist doch hier reinste Spieltheorie.

„Nein!“, sage ich mir. Und behalte den Sitzsack weiterhin. Ich finde den Preis gerechtfertigt und es wird sich schon ein Käufer finden. Ich verliere ja auch nichts dadurch, dass ich das orangene Ungetüm noch habe und wie gesagt so sehr stört es mich eigentlich auch gar nicht.

Erstaunlich viel Geduld

Was mich an meiner eigenen kleine Geschichte tatsächlich überrascht, dass ich so geduldig damit bin. Heißt es nicht immer, dass wir durch die Digitalisierung und durch unser Kommunikationsverhalten heutzutage übertrieben ungeduldig geworden sind?

Warum ist es mir dann bei diesem Thema allerdings nicht so wichtig? Weil es hier um Geld geht?

Ich meine klar verkürzt sich unsere Geduld, wenn Netflix die Wartezeit von 15 auf 5 Sekunden für den Beginn einer neuen Folge unserer Serie herunterschraubt. Und klar verkürzt sich auch unsere Geduld, wenn es Amazon schafft, fast alle Produkte innerhalb von 24 Stunden zu liefern. Oder wenn wir immer und zu jeder Zeit mit millionen Menschen auf der Welt chatten können.

Das müssen Sie ja auch, sonst würden wir als Konsumenten vielleicht gar nicht so viele Serien „bingen“ oder so viele Dinge bestellen. Das ist quasi ihr Geschäftsmodell.

Was bedeutet das aber nun für mich? Ist Zeit und Geduld mein Geschäftsmodell?

Hört sich irgendwie nicht sonderlich vielversprechend an.

Aber was soll’s: Ich werde wohl einfach weiterhin abwarten.

Und wer weiß, vielleicht begleitet mich die Millionen Styroporkugeln noch mit, wenn ich mal umziehe.

Ungeduld (bzw. Geduld) ist antrainiert

Ungeduld: and breath Neon Schild
Photo by Max van den Oetelaar on Unsplash

Vielleicht bin ich aber auch einfach von „Haus aus“ ein geduldiger Mensch. Und möglicherweise kann da auch unser immer schneller werdendes Leben nur minimal etwas daran ändern.

Es wäre auch sehr interessant zu wissen, ob wir heutzutage ungeduldiger sind als früher. Beziehungsweise ob Menschen einer Altersgruppe, die noch vor der Digitalisierung gelebt haben mit den heutigen Mitteln genauso ungeduldig sind, wie Menschen der gleichen Altersgruppe die während der Digitalisierung gelebt haben.

Solch ein Experiment wäre aber zweiteilig aufzuziehen und erst in ein paar Jahren auswertbar. Diese Zeit habe ich nicht. Huch… Ungeduld.

Anders kann ich mir das aber gerade nicht erklären. Oder hat es vielleicht doch etwas mit den Genen zu tun? Am wahrscheinlichsten ist wohl aber die allseitsbekannte Mischlösung aus den beiden. Also Gene sowie Erziehung.

Dann würde es an dieser Stelle allerdings wieder Sinn ergeben, dass diese ganzen Mechanismen á la Amazon und Netflix greifen und es schaffen uns umzuerziehen.

Die ausbleibende Befriedigung

Mal kurz zwischengeschoben: Warum bist du eigentlich ungeduldig?

Weil du dich nach Befriedigung sehnst.

Du erfährst irgendeinen Trieb, ein Bedürfnis oder ein Verlangen und möchtest dieses erfüllt sehen. Ganz rudimentär wäre da beispielsweise Hunger anzuführen. Wenn du Hungrig bist, dann möchtest du etwas essen. Und wenn du lange darauf warten musst, dann wirst du von vorbeiziehender Sekunde zu vorbeiziehinder Sekunde ungeduldiger.

Ganz einfach.

Bei meiner konkreten „Geschichte“ fehlt mir jetzt also die Befriedigung vom Verkauf gekoppelt mit der Befriedigung von mehr Platz und der Erfüllung meiner Vorstellung meines Zimmer. Hui, also ganz schön viel Befriedigung, die da für mich flöten geht. Und eine ganz schöne Geduldsprobe! Möglicherweise hat mich deshalb dieses wohl ausgesprochen hohe Maß an Geduld von mir selbst überrascht. Denn eigentlich mag ich es auch nicht unbedingt zu warten:

Im Zug benutze ich die Fahrkartenkontrolle per Smartphone, weil ich nicht warten will, bis ich kontrolliert werde. Bei Youtube überspringe ich die Werbung und auch an der Ampel fällt es mir hin und wieder schwer bei rot stehen zu bleiben.

Es scheint als wäre ich wohl doch ungeduldiger als ich mir zu Beginn dieses Textes eingestehen wollte.

Wie geht es dir damit? Erwischt du dich manchmal in Momenten der Ungeduld? Schreib mir das doch mal in die Kommentare!

Ich freu mich drauf und bin schon ganz ungeduldig diese zu lesen.

Vielen Dank fürs Lesen und

bleib auf UMWEGN!

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Von UMWEGN

Seit 2016 schreibe ich nun auf UMWEGN. Das alles startete in Begleitung zu meinem Buch und mehr als ein Experiment. Mittlerweile möchte ich das Buch, den Blog oder den Podcast nicht mehr missen. Auf UMWEGN geht es um Gesellschaft, Kommunikation, Selbstentwicklung und hin und wieder um philosophisches. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

4 Kommentare

    1. Hallo mein Lieber!

      Haha vielen Dank. Leider kann ich deiner Ungeduld nicht entgegenwirken und du musst dich für jeden Dienstag neu gedulden.

      Du kannst dich aber auf die nächsten Beitrage freuen!

      Liebe Grüße Lorenzo

  1. Seitdem ich hier in Stuttgart, einer Stadt mit unerwartet schlechtem ÖPNV, bin, begegne ich meiner eigenen Ungeduld vor allem nachts. 40 Minuten auf einen Bus warten oder einfach ein Taxi für 15€ heim nehmen? Vor allem nach ein paar Bier treibt mich die Ungeduld oft zum Taxi. Und dabei verdiene ich momentan pro Stunde weniger, als ich mir in diesen 40 Minuten warten sparen könnte.

    1. Hey Marc,
      ja der Klassiker unter den Geduldsmomenten. Wobei wir Vorstadtkinder das lange oder längere Warten eigentlich gewöhnt sein sollten, erwische ich mich selbst auch hin und wieder in Ungeduld, wenn ich in der Heimat bin.
      Da haben wir uns wohl auf eine gute Infrastruktur oder kurze Laufweg zusehr angepasst.
      Mir würde die Entscheidung auch nicht leicht fallen… ich glaube aber im Zweifelsfall würde ich laufen! 🙂

      Vielen Dank für dein Kommentar!

      Liebe Grüße

      Lorenzo

      P.S.:vGgf. kannst du das in Zukunft als Geduldstraining sehen? Jetzt wo die Nächte wieder wärmer werden, kann man auch 40 Minuten mal draußen warten, auch wenn es immer noch eine lange Zeit ist….

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