Ich habe auf diesem Blog schon das ein oder andere Mal über Produktivität und Produktivitätstipps geschrieben. Frei nach dem Motto schneller, weiter, besser.
Dabei sind Beiträge entstanden wie: „Was tun, wenn bei dir der Wurm drin ist?“ oder „6 Tipps, wie du keine Zeit mehr verschwendest“.
Und obwohl ich diese Beiträge eigenhändig in die Tastatur gehackt habe, fühlt es sich schon seit längerer Zeit so an, als würde ich nichts mehr geschafft bekommen. Auch meine eigenen Tipps helfen mir nicht weiter.
Der Wurm ist offensichtlich drin und ich schaffe es offensichtlich nicht ihn wieder rauszubekommen.
Der heutige Beitrag soll kein Produktivitätstipp sein, sondern soll sich vielmehr auf das darunterliegende Bedürfnis produktiv zu sein beziehen. Deshalb starten wir auch gleich mit der grundlegendsten Frage in diesem Zusammenhang:
Will ich überhaupt produktiv sein?
Oder ist es nur Druck von außen?
Will ich nur produktiv sein, etwas reißen, schaffen und erledigen, weil so viele in meinem Umfeld das selbe tun?
Obwohl ich mich selbst grundsätzlich als eher resistent gegen Einflüsse meines eigenen Umfelds beschreiben würde, werde ich den Gedanken nicht los, das trotzdem hier das Problem liegt.
Okay, nehmen wir mal an, es hat nichts damit zu tun, dass die Leute um mich herum als produktiv gelten. Als ich in Quarantäne war, habe ich das nämlich auch eher weniger mitbekommen und dennoch habe ich mich eher schlecht gefühlt. Der ganze Tage floss ins Land und damit meine Motivation mich selbst aus dem Loch zu hieven und endlich mal was anderes zu machen außer Youtube, Netflix, Instagram und Twitter durchzurotieren.
Was könnte es dann sein? Will ich produktiv sein,
Oder will ich nur besser als andere sein?
Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass es sich tatsächlich gut anfühlt, wenn man viel erledigt bekommt. Wenn ich beispielsweise dies und jenes schaffe, und das am besten noch bevor die anderen etwas erledigen konnten.
Warum aber fühlt es sich so gut an? Ist es die reine Freude an der Tätigkeit? Ist es das befreiende Gefühl die To-Do-Liste aufzuräumen oder ist es tatsächlich das etwas gehässige, nana-nana-na-na-Gefühl, dass ich heute schon mehr erledigt habe als du?
Ich weiß es nicht. Ich denke alles spielt hierbei mit rein. Das mit der To-Do-Liste auf jeden Fall, denn das habe ich sogar schon mal recherchiert und löst tatsächlich ein Glücksgefühl bei uns aus.
Das heißt also am Ende, dass „ich“ nicht, zumindest nicht hunderprozentig, intrinsisch motiviert bin produktiv zu sein.
Denn ich will manchmal intrinsisch motiviert auf der faulen Haut liegen und einfach nur ein bisschen entspannen, gar nichts tun und faulenzen. Wohingegen ich extrinsisch das Gefühl habe, mal wieder zu wenig zu tun und zu viel meiner intrinsischen Motivation nachzugehen.
Nun denn:
Was hilft mir diese Erkenntnis beim produktiv sein?
Vor allem aber, was hilft mir diese Erkenntnis dabei, morgens aus dem Bett aufzustehen und mich nach dem Frühstück an die Arbeit zu setzen?
Irgendwie gar nichts. Auch wenn wir darin weiterbohren, kristallisiert sich wie so oft heraus, dass es um das „Warum“ geht. Quasi der tieferliegende Treiber für unser Tun und Handeln.
Leichter gesagt als getan. Schon einige Male habe ich mich hingesetzt und versucht aufzuschreiben, warum ich jeden morgen aufstehen sollte. Warum bleibe ich nicht einfach liegen?
Offensichtlich stellt sich diese Frage nur, solange ich keine Termine in Aussicht habe, die es meistens sehr sehr einfach machen, aufzustehen. Sich selbst Termine zu setzen funktioniert nur leider nicht, da mich niemand rügt oder zumindest schief anschaut, wenn ich es nicht pünktlich zum Termin schaffe, weil mein Bett schon wieder so verdammt kuschelig war. 😠😠😠
Was tun?
Vielleicht hilft uns am Ende doch eines der Gefühle, die ich am Anfang angesprochen habe. Vielleicht muss ich einfach das gehässige Gefühl begrüßen und wirklich sehr früh aufstehen, um besser als andere zu sein.
Ob das auf Dauer gesund ist, gilt es auszuprobieren, aber das wird es schon sein, dann ich bin in diesem Moment ja schon besser als alle anderen und das weitet sich ganz von alleine natürlich auch auf meine Gesundheit aus.
Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass ich mir endlich eingestehen muss, dass ich schreiben sollte. Jeden Tag. Denn man sagt mir nach, dass ich schreiben kann. Und es macht mir auch Spaß. Blog und Buch habe ich bereits. Warum also nicht noch ein zweites Buch schreiben oder eine ganze Reihe?
Schreiben fällt mir sogar relativ einfach. So wie meine unproduktiven Tage ins Land flossen, so fließen mir die Wörter, Redewendungen, Metaphern und Vergleiche aus der Feder. Oder vielmehr aus der Tastatur.
Vielleicht mach ich also einfach das: Schreiben Jedenfalls so lange bis ich etwas besseres gefunden habe oder bis ich wieder in ein unerwartet tiefes Loch falle und mal wieder gar nichts mache. Oder natürlich, bis ich nicht mehr kann.
Vielleicht ist am Ende also doch alles gar nicht so schwer?
Ja, vielleicht. Vielleicht kann ich also meine verzweifelte Suche nach meinem „Warum“ und meinem Grund zum Aufstehen hier beenden. Vielleicht lege ich, oder versuche es zumindest, in Zukunft einfach mehr Wert auf das Schreiben. Setzte mir ggf. sogar das Ziel jeden Tag zu schreiben. Vielleicht ist das aktuell mein Sinn des Lebens. Wie schon Viktor E. Frankl in „Man’s Search For Meaning“ schrieb:
Life ultimately means taking the responsibility to find the right answer to its problems and to fulfill the tasks which it constantly sets for each individual. These tasks, and therefore the meaning of life, differ from man to man, and from moment to moment.
Viktor E. Frankl, Man’s Search For Meaning. Rider 2008, S. 86
Wir werden sehen, was sich daraus ergibt und wie das weiterverläuft. Eins ist auf jeden Fall klar, ich werde darüber schreiben! 🙂
Wie ist es bei dir? Was ist dein Grund/Motivation jeden Morgen deinen wundervollen Körper aus dem Bett zu erheben und den Tag zu begrüßen? Hast du dir darüber überhaupt schon mal Gedanken gemacht?
Schreib es mir einfach in die Kommentare, ich freu mich drauf!
Und damit bedanke ich mich fürs Lesen und
bleib auf UMWEGN!
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