Stumpfen wir immer weiter ab und ist das schlimm?

Opa in Einsamkeit mit Blick aus dem Fenster

Ich habe letztens einen alten Blogeintrag von mir gelesen. Nach dem erneuten Lesen dieser Zeilen, kam ich ins Grübeln.

Kann es sein, dass wir mit zunehmendem Alter immer weiter abstumpfen? Und nicht nur weiter abstumpfen sondern auch gleichgültiger werden? Wann genau passiert diese Abstumpfung und lässt sie sich aufhalten?

Über folgende Zeilen bin ich gestolpert:

Wenn wir beim Beispiel des Knochenbruchs bleiben, dann ist die Häufigkeit hier sehr entscheidend. Denn wenn wir uns das erste mal einen Knochen brechen, dann ist das besonderer als wenn wir uns zum fünften Mal einen Knochen brechen. Mit der Häufigkeit eines Ereignisses stumpfen wir also ab.

Ich beziehe mich hier nicht auf Häufigkeit im rein zeitlichen Rahmen. Beispielsweise kann ein Künstler besonders sein, wenn zum Beispiel ein Bild von ihm/ihr in einer Galerie ausgestellt wird. Wenn aber eine Ausstellung lediglich aus Werken eines Künstlers besteht, dann ist ein Bild unter vielen meist nicht besonders. Also stumpfen wir in diesem Sinne genauso ab, wie im vorherigen Beispiel.

Aus dem Beitrag „Ist das besonders oder kann das weg?“

Warum wir abstumpfen

langweilige, repetetive, stumpfe Hausfassade

Wie ich schon vor ein paar Monaten geschildert habe, stumpfen wir mit steigender Häufigkeit eines Ereignisses ab. Und wenn wir das eben sehr sehr häufig machen, dann wird es zur Routine.

Dabei liegt doch jetzt die Überlegung nicht fern, dass wir eines Tages zu dem Punkt gelangen werden, an welchem wir dieses Ereignis einfach nicht mehr als „Ereignis“ erkennen. Viel mehr wird es zum Alltag. Und dieser ist ja bekanntlich genauso langweilig wie Routine. Interessanterweise heißt es aber auch oft, der Mensch sei ein Gewohnheitstier, aber das ist ein anderes Thema.

Wann sind wir abgestumpft?

Mit zunehmenden Alter müssten wir also mal ganz allgemein gedacht immer weiter abstumpfen. Natürlich nicht in jeder Hinsicht, schließlich können wir nicht immer alles sehr häufig erleben, aber doch zumindest in vielerlei Hinsicht.

Dennoch höre ich alte Menschen eher seltener darüber klagen, dass ihr Leben langweilig ist oder gar eintönig. Gut, ich muss allerdings auch zugeben, dass ich eher selten mit alten Menschen spreche, weshalb dieser Beweis gegebenenfalls etwas stark verzerrt ist.

Wenn du mir zu dieser Thematik über ein, zwei Ecken einige Einblicke geben kannst, dann schreib mir doch einfach (bspw. über die Kommentarfunktion), ich würde gerne etwas dazu hören! 🙂

Ebenfalls eher vage bewiesen meine Theorie, dass ältere Menschen auch gleichgültiger sind. Einfach, weil sie schon so viel erlebt haben. Und gerade auch bedingt durch die Geschichte der Bundesrepublik, sind sie vielleicht abgestumpft. Ja, ich weiß dünnes Eis, aber man kann ja mal drüber nachdenken.

Schließlich war im Krieg und in der Zeit danach vieles schlimmer als heutzutage. Mit diesen Erlebnissen und Erinnerungen im Kopf, ist vielleicht im Vergleich nichts mehr wirklich schlimm, was diesen Menschen heutzutage widerfährt.

Opa in Einsamkeit mit Blick aus dem Fenster

Können wir kantig bleiben?

Nachdem ich hier jetzt eine relativ düstere Prophezeiung verlautbaren hab lassen, seid ihr sicherlich auf die Lösung gespannt. Diese ist ganz einfach.

Ihr gebt mir viel Geld und ich gebe euch einen Zettel auf dem steht, dass ihr nicht abstumpfen werdet! Ganz einfach! 🙂 #UnternehmerischesDenken #KircheGmbH

Nein, Spaß beiseite.

Ich denke, dass es unvermeidbar ist, dass wir in einigen Aspekten unseres Lebens abstumpfen werden. Es wird zum Alltag, zur Routine, zur Normalität.

Und das ist auch gut so. Dazu ein kleines Gedankenexperiment:

Wenn wir jetzt alles was wir tun, als unheimlich spannend erachten würden, würden wir dann auch die wirklich spannenden Dinge als spannend empfinden?

Bei dieser Überlegung müssen wir natürlich erst einmal klären, was überhaupt „spannend“ für uns ist. Das sind meistens Augenblicke, die wir nicht gewohnt sind. Momente, in denen wir nicht wissen, was wir genau tun sollen. Unser Körper begibt sich dann in einen angespannten Zustand. Bereit zu kämpfen oder zu fliehen…. oder zusammenzubrechen und einen Heulkrampf zu bekommen.

Worauf auch immer der Körper sich da vorbereitet, es hat mit einer uns unbekannten Situation zu tun.

Um jetzt den Bogen zurück zu unserer Überlegung zu schlagen: Wenn also alles in unserem Leben spannend ist, dann gibt es nichts mehr, dass wir als spannend empfinden können. Es gibt nichts extravagantes mehr. Die Frage an dieser Stelle ist jetzt, ob wir in dieser Situation ebenfalls durch das dauerhaft Spannende in unserem Leben auch abstumpfen, sodass an irgendeinem Punkt nichts mehr spannend ist, oder, ob es uns nichts ausmacht, weil sowieso alles spannend ist.

Spaß, ein Leben lang!

Um jetzt mal hier alles aus dieser düsteren Stimmung zu ziehen:

Es ist alles halb so wild.

Es lässt sich nicht ausschließen, dass wir unseren Alltag und unsere Routinen irgendwann nicht mehr allzu spannend finden. Allerdings gehe ich auch davon aus, dass wir sie uns aus einem bestimmten Grund angeeignet haben. Womöglich auch aus dem Grund, weil wir sie gerne gemacht haben oder darin einen Mehrwert für unser Leben gesehen haben.

Weiterhin, denke ich nicht, dass unser Leben, egal wie fortgeschritten es sein mag, irgendwann mal öde und langweilig werden wird. Dafür ist das Leben an sich einfach viel zu abwechslungsreich. Das liegt vor allem an den sich ständig verändernden Menschen und Gegebenheiten um uns herum.

Durch die Menschen um uns herum, wird es einfach nie langweilig. Denn egal wie viel wir schon erlebt haben, Menschen können einen immer wieder überraschen. Sei das jetzt positiv oder negativ, das ist ja erstmal nicht von Relevanz.

Allerdings ist auch interessant, dass es Menschen gibt, bei denen tritt genau der umgekehrte Abstumpfungseffekt ein. Mit diesen Menschen wird es unter anderem genau deshalb nicht langweilig, weil wir eben schon so viel mit ihnen erlebt haben. Da lässt sich dann immer schön in Erinnerungen schwelgen oder man lässt sie wieder aufleben.

Das sind doch eigentlich ganz gute Aussichten, oder?

Also keine Sorge, das Leben bleibt spannend und interessant. Vor allem dann, wenn ich weiterhin dienstags meine Blogposts veröffentliche, nicht wahr? 😉

Mit diesen Worten verabschiede ich mich bis nächste Woche, vielen Dank fürs Lesen und

bleibt auf Umwegn!

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Von UMWEGN

Seit 2016 schreibe ich nun auf UMWEGN. Das alles startete in Begleitung zu meinem Buch und mehr als ein Experiment. Mittlerweile möchte ich das Buch, den Blog oder den Podcast nicht mehr missen. Auf UMWEGN geht es um Gesellschaft, Kommunikation, Selbstentwicklung und hin und wieder um philosophisches. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

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