Oha, es ist wieder so weit: der Tag des Konsu….der Liebe ist da.
Fröhlichen Valentinstag!
Nein, Spaß beiseite, hoffentlich feiert ihr diesen Scheiß nicht.
Mal ehrlich dieser Anti-Valentinstags-Opa hatte doch voll recht.
Wenn ich jemanden liebe kann ich das doch an einem beliebigen Tag äußern?
Warum machen wir uns abhängig von Kalenderdaten?
Das ist ähnlich wie Neujahr. Davon machen wir uns auch irgendwie abhängig.
Und mit Romantik hat dieser international prunkvolle Valentinstag auch schon lange nichts mehr zu tun.
Rosarote Brille: Alles ist romantisch
Im Rahmen meines Deutschunterrichts in der Schule, sollten wir ein Mal alle Dinge mitbringen, die wir mit Romantik in Verbindung bringen, denn es sollte den Einstieg in das Thema „Epoche der Romantik“ erleichtern. Meine Lehrerin brachte uns Ausschnitte von Datingportalen mit, Einige brachten Kerzen, Andere Rosen.
Ich hatte gar nichts dabei.
Nichts.
Einfach nichts.
Und nein, ich hatte es nicht vergessen. (Also das war auf jeden Fall nicht der Hauptgrund warum ich nichts dabei hatte.) Denn was für mich damals, wie heute klar ist, dass im Grunde, wenn überhaupt, jeder Gegenstand romantisch sein kann.
Je nachdem welches Ereignis mit diesem Gegenstand in Verbindung gebracht wird, kann er einen hohen sentimentalen Wert annehmen. Ich meine sogar ein einfacher Stein kann romantisch sein, wenn dieser beispielsweise beim ersten gemeinsamen Treffen gleichzeitig von beiden Personen aufgehoben werden sollte oder so etwas in der Richtung mit dem Stein geschehen ist. Es kann aber genauso gut ein bestimmtes Gericht oder ein Ort sein. In der bekannten Serie „How I Met Your Mother“ ist es beispielsweise ein blaues Horn.
Außenstehende können ganz oft nicht den persönlichen Wert eines Gegenstandes, Ortes, usw. erkennen. Es geht hierbei viel mehr um den Moment, dessen Erinnerung durch einen Gegenstand, Orte oder ähnliches getriggert und somit wieder gegenwärtig wird.
In dieser Hinsicht, kann also wahrlich alles romantisch sein. Nicht, weil es beispielsweise Herzpralinen, ein riesiger Blumenstrauß oder ähnlich ist, sondern weil wir darin erkennen, dass unser Gegenüber sich Zeit genommen, an uns gedacht und sich Gedanken gemacht hat, was uns eventuell gefallen könnte.
Geschenke haben diesen symbolischen Wert sowieso immer inne. Nichts sagt „ich nehme mir keine Zeit für dich“, „ich mache mir keine Gedanken über dich“ oder „du bist mir nicht wichtig“ mehr, als etwas „standardhaftes“ oder unpassendes zu verschenken. (sofern wir uns gezwungen sehen etwas zu schenken, bspw. an Geburtstagen)
Romantik ist also vielmehr ein Gefühl und/oder Moment. Wir können sie nicht einfangen und schon gar nicht an einem bestimmten Datum oder einem plumpen Geschenk in Herzform.
Meine Lehrerin war sich damals nicht so ganz sicher, ob ich das denn ernst meinte. Für sie hatte „Romantik“ wohl eine ganz klar klisscheehafte Definition.
Romantik heute
„Klischeehafte Definition? Ich dachte sie hatte Ausschnitte von Datingportalen dabei?“
Ja, gut. Ist ‚modern klischeehaft‘ besser? Ich frage mich auch bis heute, ob sie dort ihren Mann kennengelernt oder einfach nur mal die Diskussion anheizen wollte.
Viele schreien bei solchen Portalen ja sofort auf, dass die Romantik verloren gehen würde und es keine echte Liebe mehr gäbe. Ich sehe es nicht so dramatisch, wie manch anderer, wenn sich Menschen über Tinder, Paarship und co. kennenlernen.
Dazu ein paar Fragen an alle jene die das kritisch sehen:
- Warum juckt euch das, wie viele Menschen sich über Online-Portale kennenlernen?
- Was juckt euch das, was die mit der anderen Person anstellen? Ob One night stand, Beziehung, Freundschaft+ oder sonst, kann euch doch verdammt nochmal egal sein.
- Neidisch?
Wenn es den Menschen hilft sich zu verlieben oder zu erreichen, was auch immer ihre Absichten sind, warum nicht?
Und sowieso sind wir ja Generation ‚beziehungsunfähig‘, da brauchen wir vielleicht solche Portale. Und jetzt gebt uns nicht die Schuld, wer erzieht hier wen?
Da habe ich doch viel mehr Angst davor, dass die Romantik durch solche quasi schon zwingende Konsumtage wie den Valentinstag zerstört wird, als durch deutlich optionalere Datingportale. Da meckert dann aber wieder keiner. Das böse Internet fährt alles wieder gegen die Wand, aber der Kapitalismus ist der Engel schlecht hin.
#20kgschokoladeheißtichliebedich #spaßeigentlichgehtsnurumdenpreisderschockolade #wirkönnenauchsagenwirhabenunsbeimkiloweisevalentinstagsschokoladekaufenkennengelernt
Heuchler.
Puh… kurz durchatmen.
Weiter im Text.
Wenn wir nun Romantik sowieso nicht greifen können, wie kann sie denn dann überhaupt verloren gehen? Es ist langsam an der Zeit, dass wir akzeptieren, dass unsere maximal konservative Konzeption von Romantik völlig veraltet und engstirnig ist.
Warum Romantik?
Wie ich Romantik definiere ist ja auch wieder mein Ding. Wir sollten vielleicht einfach versuchen uns weniger darauf zu konzentrieren, ob jemand anderes was in unserem Sinne romantisches tut. Es ist um längen wichtiger und essentieller selbst etwas romantisches zu tun.
Warum?
Aus simpler Selbstlosigkeit.
Nein, natürlich nicht. Also wäre schon cool, wenn ja, aber sind wir mal ehrlich:
Macht keiner.
Warum denn dann romantisch sein?
Weil es einfach erstrebenswert ist, für jemanden einen schönen Moment zu schaffen. Gerade dann wenn diese Romantik, also der Moment, zu einer gern gehabten Erinnerung wird, ist es doch wie ein kleines Geschenk an uns selbst. Jemandem eine Freude zu bereiten, ist einfach wundervoll. Da freut sich auch der Egoist in uns.
Und wenn genau das mein Plan ist, dann sollte ich mich ja zu mindest ein wenig mit meinem Gegenüber auseinandergesetzt haben. Insofern ich das gemacht habe, sollte ich auch den Hauch einer Ahnung haben, was diese Person als romantisch empfindet. Und selbst wenn ich total falsch liege, ist es in dem Sinne ja noch romantisch, dass man sich eben die Zeit genommen hat, sich etwas zu überlegen. Es ist vielmehr der Gedanke und der Aufwand der zählt, als der reine Erfolg einer Aktion oder eines Geschenks.
Und wenn es dann am Ende doch der Rosenstrauch oder die riesige Herzschokolade an Valentinstag ist, dann ist das eben so. Kann man ja auch nichts gegen einwenden, wenn die andere Person das romantisch findet.
Mit diesen Worten: Macht eure Liebste/Liebsten glücklich.
Nicht morgen, beziehungsweise nicht unbedingt morgen, aber so oft es geht! 🙂
Vielen Dank fürs Lesen und
bleib auf UMWEGN!
P.S.: Jetzt hab ich’s fast vergessen:
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