Wann hast du das letzte Mal aufgrund von fehlendem Licht nichts gesehen?
Also
wirklich
gar
nichts?
Wann hast du das letzte Mal totale Dunkelheit erfahren?
Mit Ausnahme vom Dialogmuseum oder -restaurant, ist das doch eher selten der Fall.
Seltsame Dunkelheit
Mir ist das letztens aufgefallen, als ich nachts unter ein paar Bäumen plötzlich nicht mehr die Hand vor Augen gesehen habe. Eigentlich etwas ganz normales, aber gleichzeitig auch seltsam, weil das doch nur noch so selten vorkommt. Seltsam war es vielleicht auch, da es mitten in München in einer Art Park war und ich mir ganz sicher war, dass ein derartiges Fortbleiben von Licht inmitten einer großen Stadt unmöglich sei.
Aber dennoch war es stockdunkel.
Stockdunkel, aber irgendwie war troztdem so viel zu erkennen. Einige Meter weiter nur, war die Stadt, im Vergleich, taghell erleuchtet. Es war also nicht so dunkel, dass man seine Orientierung hätte verlieren können.
Ganz orientierungslos aufgrund von Dunkelheit zu sein, erscheint mir aber noch seltsamer, da es noch viel viel seltener passiert.
Es gibt immer irgendwo ein Licht an welchem wir uns orientieren können.
Vielleicht ist es deshalb so seltsam. Weil es schon seit jeher immer ein Licht gibt. Sei es nun der Mond, die Sterne oder eben etwas von Menschenhand geschaffenes.
Was meinst du?
Weshalb empfinden wir das als so seltsam?
Schreibs mir mal in die Kommentare!
Erleuchtet, aber nicht spirituell
Einer der wenigen Orte, an dem es Nachts wahrlich finster ist, ist der Wald. Denn die Bäume blockieren hier auch den Mond, welcher uns nachts gerne beleuchtet. Gleichzeitig blockieren sie den nächtlichen, hellen Schein, der von einer Stadt ausgeht.
Aber wer von uns ist schon nachts im Wald unterwegs?
Oder wie der Sprecher der Dokumentation „Das grüne Wunder: Unser Wald“, die ich letztens auf Servus TV sah, liebevoll sagte:
„In der Nacht verändert sich der Wald. Die Wesen des Waldes verschwinden, wir Menschen gehören auch dazu.“
Gerade dann, wenn man in einer großen Stadt lebt, ist der Wald meistens ein Stück entfernt und gleichzeitig leuchtet in der Stadt doch sowieso immer irgendetwas und leider wird es auch immer mehr.
Vor lauter Lichtverschmutzung erkennen wir kaum noch die Sterne am Himmel, das Leben der Tiere wird verzerrt und gestört und auch wir Menschen kommen ganz durcheinander mit dem ganzen Licht.
Straßenlaternen, vorbeifahrende Autos, gegenüberliegende Wohnungen: alles leuchtet. Gut, das lässt sich alles mittels eines Rollladens aus den eigenen vier Wänden aussperren, aber auch dort leuchtet immer mehr.
Der Router, das Handyladegerät, die Standby-LED der Musikanlage: Irgendetwas leuchtet immer. Share on XLichtverschmutzung: Ein modernes Problem
Wahrscheinlich kommt das daher, dass wir Geräten nicht mehr trauen, ob sie noch funktionieren, sobald sie nicht mehr leuchten. Diese kleinen LEDs sind Symbol für eine einwandfreie Funktionsweise geworden. Man muss nicht mehr aufwendig, wie auch immer das gehen soll, testen, ob das Gerät noch funktioniert. Die LED macht es uns unglaublich bequem und cool sieht sie ja dann auch noch aus, wenn hier etwas blau, dort etwas grün und wieder woanders etwas rot leuchtet.
Aber mal ehrlich das war vielleicht früher erwünscht. Damals als man im kindlichen Alter vielleicht noch Angst im Dunkeln hatte. Da wäre das toll gewesen, dass das Zimmer, hier und da von kleinen leuchtenden Punkten durchzogen, schimmert. Heutzutage im zwar noch immer jungen aber schon erwachsenem Alter ist es mehr und mehr unerwünscht. Mich beispielsweise stört das ab und zu.
Stört es dich auch? Die Lichtverschmutzung?
Es hat sicherlich auch negative Auswirkungen auf unseren Schlaf, wenn wir ständig wie ein Weihnachtsbaum beleuchtet sind. Kann mir doch keiner Erzählen, dass er bei dieser schweren Art von privater Lichtverschmutzung besser schläft als im Dunkeln.
Lächerliche Angst
Eine Sache hat sich aber nicht geändert:
Wenn das Licht plötzlich ausgeht, entsteht Panik.
Wir haben keine Angst mehr, dass plötzlich ein Monster unter dem Bett hervor oder aus dem Schrank gekrochen kommt, sondern, dass wir beispielsweise am nächsten Tag nicht unseren Instagram oder Facebook-Feed oder welchen Feed auch immer checken können, weil nachts unser heißgeliebtes Smartphone nicht laden kann. #FOMOlässtgrüßen
Wenn man sich das so ansieht, dann sind diese Ängste eigentlich ziemlich lächerlich.
Liebes Kind, als ob ein wenig Licht ein Monster stoppen könnte, dass dich versucht zu fressen.
Lächerlich.
Liebes 20 jähriges Ich, als ob ein wenig Licht beziehungsweise Internet so wichtig ist, dass es sich lohnt darüber in Panik auszubrechen.
Lächerlich.
Liebe Welt, vielleicht solltest du häufiger mal deine Lichter ausschalten. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für den Geist. Das ständige „Connected-Sein“ und Ausleuchten aller kleinsten Ecken…
Lächerlich.
An dieser Stelle werde ich mir vielleicht so eine coole Schlafbrille bestellen…obwohl, dann sehe ich vielleicht nicht, dass mein Handy gar nicht lädt. Dann doch lieber wie das Brandenburger Tor beleuchtet sein.
Vielleicht sollte ich ein Start-Up gründen, dass wie diese Schweigekloster ein Wochenende in nahezu absoluter Dunkelheit anbietet? Das hat bestimmt einen nicht messbaren, positiven Effekt auf die Persönlichkeit. Das ganze dann als „Entschleunigungswochenende“ vom Typ „Dark“ anbieten und ganz schnell viel Geld verdienen, um mein Heim dann mit Dingen zu füllen, die es nachts wie in einer Disko beleuchten.
Und damit wünsche ich euch allen ein „erleuchtetes“ Leben und
bleibt auf Umwegn!
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