Erwartungen: Welche haben wir?

Erwartungen an eine Reise während der Planung

Was erwarten wir, bevor wir den Titel gelesen haben? Was erwarten wir danach? Und was erwarten wir von dieser Woche, was von diesem Monat und was von diesem Jahr?

Wie ihr wahrscheinlich schon sehr richtig erkannt habt, schreibe ich heute über Erwartungen.

Enttäuschte Erwartungen

Ihr kennt das sicher auch, ihr guckt einen Trailer zu einem Film und geht mit hohen Erwartungen in den Film. Im Trailer waren so viele coole Szenen und Settings zu sehen, da muss der Film doch einfach super werden.

Dann folgt: Die große Enttäuschung.

Der Film ist schlecht, die paar guten Szenen aus dem Trailer, sind doch irgendwie ein bisschen anders im Film und deine Hoffnung auf richtig gutes Entertainment werden ganz und gar nicht erfüllt. Verschwendetes Geld, Verschwendete Zeit und irgendwie ein bisschen genervt fühlt ihr euch auch.

Das passiert mir ziemlich häufig bei Filmen und vor allem bei Kinogängen. Vielleicht gehe ich deshalb nicht so häufig ins Kino. Vielleicht gucke ich deshalb generell wenige Sachen. Ja, vielleicht streamen wir deshalb immer mehr Sachen illegal aus dem Netz. Weil es sich einfach nicht mehr lohnt Geld dafür auszugeben und weil wir vielleicht Angst haben, unsere Erwartungen könnten enttäuscht werden. Wenn der Film im Internet blöd ist, haben wir dann wenigstens nichts dafür bezahlt und fühlen uns nicht ganz so schlecht.

Alles auf Anfang: Was erwartest du?

Doch wie entstehen jetzt diese hohen Erwartungen überhaupt? Ist es ein generelles Problem, dass wir diese immer zu hoch setzen?

Oder liegt das daran, dass wenn wir auf etwas, bspw. einen Kinofilm, länger warten, auch höhere Erwartungen haben? Weil wir vielleicht immer noch in Gedanken haben, dass etwas von Qualität einfach mehr Zeit braucht, um fertiggestellt zu werden?

Möglicherweise denken wir auch in dieser „Wartezeit“ zu viel über manche Dinge nach. Wir malen uns etliche Szenarien aus: gute, schlechte, spannende, langweilige, wahrscheinliche oder unwahrscheinliche. Natürlich behalten wir dann nur die guten in Erinnerung. Negative Gedanken behält schließlich niemand freiwillig im Kopf. Bei Erwartungen ist es doch auch stets so: entweder man erwartet ganz viele tolle Sachen oder gar nichts.

Schuld könnte aber auch unser Umfeld und die Gesellschaft sein. Ein medialer Hype schürt unsere Erwartungen ins Unermessliche, wie damals bei Feilx Baumgartners Sprung aus der Stratosphäre. Das war ein riesiger medialer Hype für ein paar Minuten freien Fall. Ich kann euch an dieser Stelle auch nicht mehr genau sagen, was ich damals von dem Projekt erwartet habe.

Nur, dass ich enttäuscht war.

Was allerdings die wenigsten mitbekommen haben, dass der Rekord von Baumgartner bereits zwei Jahre später gebrochen wurde. Ohne Hype und Aufmerksamkeit. Ohne Erwartungen.

Aktuelleres Beispiel ist vielleicht der Kampf: McGregor – Mayweather. Viele Leute hatten so hohe Erwartungen an diese riesige Medieninszenierung und waren dann entsprechend enttäuscht über den Ausgang des Kampfes.

Gesellschaftliche Erwartungen

Aber es gibt auch weitere gesellschaftlich gehypte Ereignisse, die nicht zwangsweise in den Medien so präsent sind und dennoch unsere Erwartungen in die Höhe treiben. Beispielsweise auch das Erste Mal. Von vielen, vielen Teenagern und jungen Erwachsenen als „Das Ding“ angesehen, werden doch die meisten davon enttäuscht. Man kann beinahe den Eindruck erhalten, dass sich danach alles verändern würde.

Aber das tut es nicht.

Warum haben wir so unglaublich hohe Erwartungen an ein ganz natürliches Ereignis?

Ein weiterer Grund für zu hohe Erwartungen sind vorangegangene Erfahrungen. Wenn wir jetzt einen sehr guten Film sehen und er unser neuer Lieblingsfilm wird. Dann wird er auch automatisch zu unserem neuen Maßstab in Sachen Film. Wir vergleichen dann, nicht zwangsweise bewusst, alle weiteren Filme, die wir gesehen haben oder sehen werden, mit unserem Lieblingsfilm. Wenn uns jetzt aber ein Freund erzählt, dass er einen Film gesehen hat, der besser als unser Lieblingsfilm/Maßstab ist, dann haben wir hohe Erwartungen an die Empfehlung unseres Freundes. Wir berücksichtigen in diesem Moment nicht, dass unser Freund wahrscheinlich einen ganz anderen Maßstab in Sachen Film hat als wir selbst.

Die Folge daraus: Wir werden voraussichtlich von dem neuen Film enttäuscht sein.

Erwartungen an eine Stadt nach dem Umzug

Die Lösung: Einfach nichts erwarten?

Wie lösen wir das jetzt aber? Haben wir die Fähigkeit unsere Erwartungen künstlich niedrig zu halten?

Schön zu sehen am Beispiel des Films ist, dass das möglich ist. Ich schau mir beispielsweise keine Trailer an. Dann habe ich nicht so hohe Erwartungen an die Filme. Einziges Manko ist, dass ich nicht so gut mitbekomme, was im Kino läuft. Das funktioniert nun leider nicht mit allen Dingen so gut.

Beispielsweise bei Events. Ist ein Event erst in ein paar Wochen, dann denken wir dennoch darüber nach und schüren unsere Erwartungen ganz ohne weitere Einwirkungen. Es lässt sich also nicht unbedingt vermeiden hohe Erwartungen zu haben. Bei anderen Dingen ist auch der Ereigniszeitpunkt unbestimmt und kann vielleicht nicht geplant werden. Auch da, schüren wir unsere Erwartungen. Es ist schließlich auch kein bewusste Entscheidung hohe oder niedrige Erwartungen an etwas zu haben.

Wir können also festhalten, dass es keine Lösung ist, stets niedrige Erwartungen zu haben, sodass diese übertroffen werden können. Es ist uns schlichtweg nicht möglich immer niedrige Erwartungen zu haben. Bei einigen Dingen lässt sich das vielleicht durch dies und das begünstigen, jedoch nicht bei allen. 

Das ist auch gut so. Erwartungen zu haben ist nichts Schlechtes. Wir bereiten uns in den Momenten, in denen wir darüber nachdenken, auf die möglichen verschiedenen Ausgänge einer Situation vor. Wir spielen das irgendwie im Kopf mal durch.

Das hilft uns dann dabei zukünftige Situationen einzuschätzen oder zumindest einen Eindruck davon zubekommen, was passieren könnte.

Erwartungen an einen Moment
Kleines Bsp. Was erwartet ihr von dem Eichhörnchen? Vermutlich, dass es gleich weg läuft. Das erwartet auch ein Jäger, der vielleicht vom Verzehr dieses Eichhörnchens abhängig ist.

P.S.: Sorry für das etwas makabere Beispiel mit dem Eichhörnchen, aber was habt ihr auch erwartet? 🙂

Vielen Dank für’s Lesen und

bleibt auf Umwegn!

„Planning“ Photo by Annie Spratt



„City“ Photo by Tycho Atsma



„Squirrel“ Photo by Chris Lawton

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Von UMWEGN

Seit 2016 schreibe ich nun auf UMWEGN. Das alles startete in Begleitung zu meinem Buch und mehr als ein Experiment. Mittlerweile möchte ich das Buch, den Blog oder den Podcast nicht mehr missen. Auf UMWEGN geht es um Gesellschaft, Kommunikation, Selbstentwicklung und hin und wieder um philosophisches. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

22 Kommentare

  1. Meiner Meinung nach beeinflusst eine Erwartung immer auch das eigentliche Ereignis. Ein Beispiel: Wenn ich einen Urlaub geplant habe, verfalle ich bis zum Beginn der Reise in Vorfreude. Ich freue mich darauf, am Strand einen Sonnenuntergang zu beobachten.
    Und wenn es dann soweit ist, und tatsächlich im Urlaub am Strand die Sonne untergeht, dann freue ich mich doppelt: Erstens, weil der Sonnenuntergang einfach schön ist, und zweitens, weil ich meine Erwartung erfüllt sehe.
    Wäre ich ganz spontan in den Urlaub gefahren und hätte den Sonnenuntergang nur zufällig erlebt, wäre die Freude nur halb so groß: Die Farben des Himmels wären zwar genau so schön, aber die Erfüllung der Erwartung würde fehlen.

    1. Dabei stellt sich mir jetzt die Frage, ob die Freude über die Erfüllung unserer Erwartung größer oder gleich der Freude über das Übertreffen unserer Erwartung ist. Wenn ich jetzt „keine“ Erwartungen habe, dann werden diese leichter übetroffen und darüber freue ich mich. Wenn ich welche habe, besteht auch immer die Gefahr, dass diese enttäuscht werden. Ich freue mich aber auch, wenn meine Erwartungen erfüllt werden. Was jetzt mehr Freude liefert bleibt die Frage. Der Vergleich fällt da schwer!
      Dank dir für dein Kommentar, das hat mich nochmals zum Nachdenken angeregt!

      LG Lorenzo

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