Ich wurde vor einiger Zeit mal auf meine Tattoos angesprochen. Nicht mit dem Standardspruch: „Hey was bedeutet das, oder das?“ sondern mit dem Satz: „Und das gefällt den Mädels?“ oder so ähnlich. Ich kann an dieser Stelle nicht mehr genau wiedergeben, wie das Gespräch verlief, jedoch kann ich mich erinnern, was mich zum Nachdenken bewegte.
Ich habe dann darauf geantwortet, dass ich sowohl von Mädels als auch von Jungs schon dafür Komplimente bekommen habe. Woraufhin ich die Antwort bekam, ob man das denn überhaupt wollen würde.
Leute mit Tattoos werden mich an dieser Stelle vielleicht verstehen, wenn ich darauf wieder antwortet, dass mir das egal sei, denn ich habe sie mir für mich stechen lassen und nicht für jemand anderen.
Quintessenz der Konversation war die darauffolgende Aussage: „Wir machen uns doch immer für andere schön.“
Nicht nur, dass ich hier mehr oder weniger der Falschaussage bezichtigt wurde, diese Aussage hat mich auch anderweitig beschäftigt.
Positive Verstärkung durch Bestätigung
Ich verstehe das einerseits, weil wir die Dinge, für welche wir Bestätigung erhalten, häufiger tun. Also durch positive Verstärkung. Diese kann ebenfalls auf unsere Körperpflege, Kleidungsstil und Verhalten angewandt werden. Und eben auch auf das vorangehende Beispiel, Tattoos.
Möglicherweise werden deshalb viele Menschen „Tattoosüchtig“. Weil sie viel positives Feedback auf ihre erste Tinte erhalten haben. Um nun das gute Gefühl des positiven Feedbacks wieder zu erlangen, lässt man sich weitere Tattoos stechen. Ggf. kommen hier auch noch die dabei erlittenen Schmerzen dazu. Diese werden dann mit dem Erhalt des positiven Feedbacks aufgewogen, sodass man zu dem Entschluss kommt, dass es das vollkommen wert war.
Selbstbild und Fremdbild
Ich Frage mich an dieser Stelle, wie stark unser Selbstbild von anderen abhängt. In dem Blogbeitrag „Bewertung und Vergleich – Was ist dein Maßstab?“ habe ich mir schon mal ähnliche Gedanken gemacht. Darin geht es allerdings viel mehr um die Bewertung einer Person, welche dann durch negative oder positive Verstärkung zu der Formung unseres Selbstbildes führt.
Offensichtlich ist dieser Effekt heutzutage auch viel stärker oder schneller sichtbar. Durch die sozialen Medien, das Liken und Teilen, können wir sofort positive oder negative Verstärkung erfahren. Dabei ist es nicht mal ersichtlich, ob es nun tatsächliches Feedback auf uns selbst ist oder ob uns hier etwaige Algorithmen einen Streich spielen.
Paradoxerweise ist gerade das Selfie, welches mit „Selbstbild“ übersetzt werden kann, mitunter einer der besten Möglichkeiten, um Fremdbilder zu konstruieren.
Selbstbewusstsein
Möglicherweise ist es eine selbsterfüllende Prophezeiung wenn wir ein starkes Selbstbild haben, dass uns andere dann auch positiver wahrnehmen. Schlichtweg, weil wir durch ein starkes Selbstbild unser Selbstbewusstsein stärken und somit positiver auf andere Menschen wirken.
Ich denke auch, dass das gerade für Äußerlichkeiten gilt. Wenn wir etwas mit viel Selbstbewusstsein tragen, dann sieht es immer besser aus, als wenn wir uns in etwas unwohl fühlen. Das gilt dann beispielsweise für diese Menschen die man allgemeinhin als jemanden „der alles tragen kann“ beschreiben würde. Vielleicht können wir das auch? Vielleicht brauchen wir nur noch etwas mehr Selbstbewusstsein?
Selbstbewusstsein ist das Accessoire, welches alle besser aussehen lässt.
Und auch schon Gottfried Keller wusste: Kleider machen Leute.
Können wir uns für uns selbst schön machen?
Davon bin ich fest überzeugt. Auch wenn es so scheinen mag, als ob wir unser Äußerliches nur für andere verändern, denke ich, dass es uns selbst auch gut tun kann, wenn wir uns absichtlich verändern. Das kann von Frisur über Kleidung bis eben hin zu den Tattoos alles sein.
Möglicherweise ist dann nur unser zukünftiges Verhältnis zu dieser Veränderung von unserem Umfeld abhängig. Also wie lange wir mit dieser Veränderung leben oder wie häufig wir uns dazu entscheiden eine erneute Veränderung zu unternehmen. Entsprechend der Verstärkung, die wir durch unser Umfeld erfahren.
Wichtig hierbei ist eben auch, dass wir diese Veränderungen überhaupt erst ein mal wagen und uns nicht vom Fremdbild, also dem Bild, das andere von uns haben, in eine Box zwängen lassen aus welcher wir nicht auszubrechen vermögen.
Möglicherweise verändert sich mein Gesprächspartner vom Anfang schon sein Leben lang nur auf extrinsische Motivation hin?
Fazit
Grundsätzlich würde ich als Fazit ziehen, dass es als erstrebenswert gilt, unser Fremdbild durch ein eigenes starkes Selbstbild zu beeinflussen und nicht umgekehrt.
Von mir persönlich würde ich gar behaupten, dass ich ein starkes Selbstbild habe. Auch wenn ich mich hin und wieder über- und/oder unterschätze. Das ist ganz normal und gehört dazu.
Wie sieht das bei dir aus? Hast du ein starkes Selbstbild? Schreib es mir mal in die Kommentare. Ich bin gespannt!
Vielen Dank fürs Lesen und
bleib auf UMWEGN!
P.S.: Jetzt hab ich’s fast vergessen:
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„Selfie“ Foto von Antoine Beauvillain „Neon“ Foto von Thiago Cardoso